Kommunikation
Toxische Männlichkeit
Klimakatastrophe
Wer hinter dem reißerischen Titel eine blindwütige und moralisierende Abrechnung mit klimazerstörenden Einzelpersonen vermutet, liegt falsch. Christian Stöcker geht faktenbasiert, sachlich und spannend geschrieben der Frage nach: Wieso wird selbst in Demokratien so wenig gegen den Klimawandel unternommen, der doch unsere Zivilisation ernsthaft gefährdet? Warum agieren die Staatsbürger:innen derart gegen ihre eigenen Interessen? Die Antwort ist relativ einfach: Seit 1970 werden mit Öl und Gas täglich durchschnittlich drei Milliarden Dollar Gewinn gemacht. Und die fossilen Energiekonzerne tun buchstäblich alles, damit dieses Geschäftsmodell weiter wie geschmiert läuft. Seit Jahrzehnten gründen sie Think Tanks und bezahlen „Propaganda-Söldner“, die Zweifel am Klimawandel schüren und wirksame Gegenmaßnahmen blockieren sollen. Sie haben ein dichtes Netzwerk aus ultrarechten Parteien, konservativen Höchstrichtern und Medien geschaffen, die alle in ihrem Sinne agieren. Detailreich werden die Methoden und „Erfolge“ der Energieriesen aufgezeigt. Ein wichtiges Buch! HH
Männer, die die Welt verbrennen – Der entscheidende Kampf um die Zukunft der Menschheit
Christian Stöcker
Ullstein (2024)
Genussreiche Zukunft
Fröhliche Wissenschaft
Das Buch beginnt mit einem Witz: Begegnen sich zwei Gletscher. Fragt der eine: „Wird uns der Klimawandel schaden?“ Schüttelt der andere den Kopf: „Ich weiß nicht. Wir werden Seen.“ Empörung und Verzweiflung über die steigenden CO2-Emissionen und die unzureichenden Klimaschutzmaßnahmen haben nichts gebracht. Im Gegenteil: Die Angst vor dem drohenden Klimakollaps lähmt und behindert Veränderungen. Roger Hackstock geht den umgekehrten Weg und begegnet der Bedrohung mit Ironie und Humor. Den apokalyptischen Zukunftsszenarien setzt er die Vision eines klimaneutralen, entspannten und genussreichen Lebens entgegen. Statt Verzicht geht es also um Lebensfreude. Er zeichnet Zukunftsbilder, die positiv und erstrebenswert sind. Dabei stellt er auch zahlreiche Alternativprojekte vor, die zeigen, wie es funktionieren könnte. Er geht damit einen anderen Weg als Christian Stöcker (siehe oben), möchte aber dasselbe erreichen. HH
Wie wir die Welt retten, ohne uns dauernd Sorgen zu machen – Der Klimakrise mit Zuversicht begegnen
Roger Hackstock
Kremayr & Scheriau (2025)
Image Climate Dignity
Würde
Der würdevolle Umgang mit allen Lebewesen, der Natur und ihren Ressourcen steht im Mittelpunkt einer aktuellen Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. Die global voranschreitende Klimakrise wirft die Frage auf, wie Mensch und Natur in Zukunft im Einklang miteinander leben und existieren können. 30 heimische und internationale Kunstschaffende widmen sich dieser Frage und befassen sich in 15 Projekten mit einem erweiterten Verständnis von Würde. Die Ausstellung vermittelt Wissen über die fortschreitende Zerstörung unserer Lebensgrundlage, des Planeten Erde, aber macht auch Mut, dagegen anzukämpfen. LK
Image Climate Dignity findet bis zum 9. Juni 2025 in der Künstlerhaus Vereinigung in Wien statt.
Ein Podcast für transformative Ideen
Zuhören
„The Book on Fire“ ist ein englischsprachiger Podcast für alle, die sich gerne intensiv mit systemkritischen Denker:innen auseinandersetzen. Komplexe Texte werden Kapitel für Kapitel besprochen und dadurch leichter zugänglich gemacht – sei es begleitend zur eigenen Lektüre oder einfach zum Zuhören. Im Fokus stehen die Kritik an Machtstrukturen, alternative Gesellschaftsmodelle und transformative Ideen. So wird radikales Denken des Wandels in Donna Haraways „Unruhig bleiben“ in den ersten sechs Kapiteln diskutiert, gefolgt von Silvia Federicis Analyse der historischen Wurzeln von Kapitalismus und Patriarchat in „Caliban und die Hexe“ und dem 720 Seiten starken Buch „The Dawn of Everything“ von David Graeber und David Wengrow, das vorherrschende Narrative über die Entstehung von Ungleichheit hinterfragt. Sie alle eröffnen neue Denkwege und zeigen, dass unsere Welt nicht alternativlos, sondern veränderbar ist. LW
Wissen zu Wasser
Naturschutz
Ohne Wasser kein Leben. Deshalb ist es auch ein anerkanntes Menschenrecht. Durch die Klimakrise wird jeder Tropfen noch wertvoller. Global verbrauchen wir Menschen derzeit mehr Wasser, als verfügbar ist. Neben dem sich wandelnden Klima belasten vor allem Industrie und Landwirtschaft die kostbare Ressource Wasser. Flüsse, Seen und Grundwasser sind weltweit mit Schadstoffen wie Mikroplastik, Chemikalien, Arzneimittelresten, Düngemittel und Pestiziden belastet und werden für den Abbau von Rohstoffen wie Kupfer oder Lithium verbraucht. Dies führt unter anderem zu Konflikten mit den Menschen vor Ort. Überhaupt verschärft Wasserknappheit Konflikte – mehr als 120 werden jährlich weltweit gezählt. Umso wichtiger ist es, als Weltgemeinschaft zusammenzuarbeiten. Der Wasseratlas liefert allgemeine Daten zu Wasser, zum Wasserverbrauch von Wirtschaft und Landwirtschaft und zu Lösungen, auch für Österreich. Renaturierung hilft zum Beispiel, um Hochwasser zu vermeiden. Wie immer runden informative und schön gestaltete Grafiken auch diesen Umweltatlas ab. SI
Wasseratlas – Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens
Zu finden unter: www.global2000.at/publikationen/wasseratlas
Solidarität statt Autorität
Sammelband
Wie wirkt sich der politische Rechtsruck auf die Arbeit von Gewerkschaften aus? Was können Betriebsräte tun? Und wie kann autoritären Tendenzen innerhalb von Gewerkschaften und in Betrieben begegnet werden? Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, bietet mit seinem Sammelband „Gute Arbeit gegen rechts“ Erklärungen und Lösungsansätze zu diesen aktuell drängenden Fragen. Die zentralen Lösungskonzepte sind dabei: politische Aktivierung, Solidarität und Mitbestimmung. Anhand betrieblicher Praxisbeispiele und gut aufbereiteter Daten zeigen die Beiträge des Buches, wie gewerkschaftliche Organisierung die Zufriedenheit mit demokratischen Systemen erhöht. Die Hauptthese lautet: Wahrgenommene Partizipationschancen (z. B. die Mitbestimmung der Belegschaft) und gemeinsam erlebte Arbeitskonflikte verringern die Zustimmung zu rechtsextremen Einstellungen. Durch die systematische Beteiligung der Arbeitnehmer:innen lassen sich auch bestehende Sorgen und Ängste vor dem sozialen und ökologischen Umbau reduzieren. Ein Buch, das in die aktuelle politische Konjunktur passt, Denkanstöße gibt und eine wichtige Botschaft vermittelt: Wir haben es selbst in der Hand. MK
Gute Arbeit gegen Rechts
Hans-Jürgen Urban (Hrsg.)
VSA: Verlag (2024)
Die gute Nachricht zum Schluss
Seit fast 20 Jahren gibt es nun schon Foodcoops in Österreich. Diese Lebensmittelkooperativen verstehen sich als Alternative zum herkömmlichen Lebensmittel- und Agrarsystem. Mittlerweile gibt es mehr als 110 solcher Initiativen, die meist als Vereine organisiert sind. Nachhaltiger Konsum, lokale Produzent:innen, faire Preise und gemeinschaftliches Gestalten stehen im Fokus der Konsuminitiativen. Foodcoop-Mitglieder engagieren sich aktiv in Arbeitsgruppen, aber auch Fördermitgliedschaften werden bei vielen Kooperativen angeboten. Das Beste: Mitmachen kann jede:r — und wer keine Foodcoop in der Nähe hat, findet auf der Website der Interessensgemeinschaft Foodcoops hilfreiche Tipps zur Gründung einer eigenen Initiative: www.foodcoops.at. LK