Leben
Was bringt das neue EU-Label für Flugemissionen?
Seit Anfang dieses Jahres müssen Fluggesellschaften bei Flügen in die und aus der EU mindestens zwei Prozent nachhaltigen Treibstoff beimischen. Diese Quote soll bis 2050 auf 70 % steigen, reicht aber nicht aus, um den CO2-Ausstoß vollständig zu neutralisieren. Um die Airlines zu motivieren, mehr nachhaltigen Treibstoff zu verwenden, führt die EU ein freiwilliges Flight Emission Label (FEL) ein.
Was das Flight Emission Label ausweist und was nicht
Das Label zeigt an, ob der Flug durch die Verwendung von nicht-fossilen Treibstoffen unter oder über den durchschnittlichen CO2-Emissionen für diese Strecke liegt. Dabei werden Faktoren wie Flugzeugtyp, Anzahl der Passagiere, Fracht und Treibstoffart berücksichtigt. Die tatsächlichen Umweltauswirkungen des Fliegens zeigt das neue Label jedoch nicht. Der Begriff „Umweltkennzeichnungssystem“ ist somit irreführend, da nur der CO2-Ausstoß von Flugtreibstoffen gemessen wird. Andere Umweltauswirkungen wie Lärm, Stickoxide oder Feinstaub werden nicht berücksichtigt. Auch die CO2-Emissionen, die zum Beispiel beim Bau und Betrieb von Flughäfen entstehen, bleiben außen vor.
Es handelt sich um eine freiwillige Maßnahme, die daher keinen vollständigen Vergleich aller Fluggesellschaften ermöglicht. Weder wird der absolute CO2-Ausstoß des Fluges angegeben, noch wird er in Relation zu einer Bezugsgröße wie dem jährlichen CO2-Ausstoß eines EU-Bürgers gesetzt.
Alternativen für umweltfreundlichere Reisen werden ebenfalls nicht aufgezeigt, obwohl die EU-Kommission bereits eine Methodik zur Berechnung der CO2-Emissionen im Personen- und Güterverkehr vorgeschlagen hat, um Konsument:innen eine verlässliche Grundlage zu geben, welches Verkehrsmittel sie nutzen sollten, um eine Reise möglichst klimafreundlich zu gestalten.
Diese Maßnahme ist daher ein umweltpolitischer Rückschritt, da sie nur anzeigt, ob der Flug durch die Verwendung von nicht-fossilen Treibstoffen unter oder über den durchschnittlichen CO2-Emissionen für diese Strecke liegt.
Mit grünem Flugtreibstoff klimafit fliegen?
Streng genommen bezieht sich das neue EU-Label nur auf die Verwendung von nachhaltigen Flugkraftstoffen (Sustainable Aviation Fuel, SAF). Dieses „grüne“ Kerosin wird mit Ökostrom oder aus biogenen Ressourcen hergestellt, die nicht in Konkurrenz zu Nahrungs- und Futtermitteln stehen dürfen. Die Klimaverträglichkeit eines Fluges mit dem Einsatz klimaneutraler Treibstoffe gleichzusetzen, greift jedoch völlig zu kurz, da nur ein Bruchteil des CO2-Fußabdrucks abgebildet wird. Unberücksichtigt bleiben nicht nur die vor- und nachgelagerten CO2-Emissionen des Fliegens (Herstellung der Flugzeuge, Gewinnung der Treibstoffe, Anreise zum Flughafen etc.), sondern auch die klimawirksamen Nicht-CO2-Emissionen, die direkt oder indirekt zur Erderwärmung beitragen.
Hier sind vor allem Stickoxide und die Wolkenbildung durch Flugzeuge zu nennen. Stickoxide bilden das Treibhausgas Ozon, das in höheren Luftschichten noch klimaschädlicher ist als am Boden. Aus Wasserdampf und Rußpartikeln der Flugzeugturbinen bilden sich langlebige Kondensstreifen (Zirruswolken), die durch ihre Strahlungswirkung erheblich zur Erderwärmung beitragen, indem sie die vom Boden aufsteigende Wärme wieder nach unten reflektieren. Insgesamt werden diese Nicht-CO2-Emissionen von namhaften Institutionen wie dem deutschen Umweltbundesamt als bis zu dreimal klimawirksamer eingestuft als CO2. An diesen Nicht-CO2-Emissionen der Luftfahrt kann auch das grüne Kerosin wenig ändern.