Schwerpunkt

Umwelt und Gesundheit

Traiskirchen denkt global und handelt lokal

Traiskirchen hat als erste Stadt in Österreich den Klimanotstand ausgerufen. Was hat sich dadurch geändert? 

Mit dem Expert*innenbüro vom Austrian Institute of Technology – AIT haben wir ein umfassendes Klimaschutzkonzept entwickelt. Die eigens geschaffene Abteilung „Energie, Ökologie und nachhaltige Stadtentwicklung“ der Stadt beschäftigt sich ausschließlich mit allen dazu gehörenden Themen. Gemeinsam wird an einer klimafreundlichen und nachhaltigen Entwicklung Traiskirchens gearbeitet. Unser Ziel ist es, bis 2030 eine Netto-Null-Emissionsstadt zu sein. Bei öffentlichen Bauten schränken wir z.B. Beton, dessen Produktion für 10 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, extrem ein. Außerdem schreiben wir auf Freiflächen Photovoltaik vor und setzen Maßnahmen gegen Bodenversiegelung. Wir möchten im Rahmen der Sustainable Development Goals (SDGs) mehrere Ziele umsetzen und zu einer Musterstadt werden.

Welche Maßnahmen setzen Sie konkret für mehr Lebensqualität?

Unser Hauptaugenmerk liegt auf der ökologischen Neuausrichtung der Raumplanung und der strategischen Grünraumbewirtschaftung. Die Durchgrünung soll das Klima in der Stadt verbessern, mehr Biodiversität bringen und die Gesundheit der Bevölkerung fördern. Um mehr Menschen zum Umstieg vom Auto aufs Rad zu bewegen, wurde eine Förderung für Lasten- und Klappfahrräder eingeführt. Eine Studie für mehr grüne Mobilität wird gerade durchgeführt und auch das City-Taxi stützen wir finanziell. 

Gibt es in Ihrer Stadt auch Ansätze, Umweltmaßnahmen und soziale Anliegen zu verbinden?

Der Verein Garten der Begegnung betreibt seit einigen Jahren ein ökosoziales Landwirtschaftsprojekt auf einer von der Stadt zur Verfügung gestellten Fläche von 1 Hektar. Hier bauen Bürger*innen gemeinsam mit Menschen aus der Erstaufnahmestelle für Asylwerber*innen ökologisch Obst und Gemüse an. Der Garten fungiert als Begegnungsort für Menschen aller Altersgruppen und aller Herkunft. Die Ernte gibt es dann beim Wochenmarkt direkt am Feld zu erstehen und sie wird auch an den Sozialmarkt, den  „guten Laden“ weitergegeben.

Wie animieren Sie die Bevölkerung zur Klimaneutralität beizutragen und welche Maßnahmen kommen besonders gut an?

Grundsätzlich nehmen die Bewohner*innen unsere Vorhaben gut an. Das Projektteam der Stadtgemeinde eruiert im Rahmen einer Befragung laufend die Wünsche und Ideen der Bevölkerung. Wir haben Anfang des Jahres eine Klimaschutz-Umfrage in der Be­völkerung durchgeführt. Viel Zuspruch erhält die geplante Schaffung von Grün- und Erholungsflächen. 
Mir ist es sehr wichtig, die Eigenverantwortung jedes Einzelnen bewusst zu machen. Das Verschieben von Verantwortung und Initiative von einer auf die andere Ebene (von Gemeinde auf Land, Bund, EU usw.) soll für immer Vergangenheit werden. Wenn wir nicht im Kleinen anfangen die Umwelt positiv zu gestalten, kann es auch im Großen nicht gelingen.