Schwerpunkt

Umbaukonflikte

Volle Kraft voraus und alle Kräfte bündeln!

Bahnmobilität wird entscheidend sein, beim ökologischen Umbau unserer Gesellschaft. Welche Rolle sehen Sie hier für die Mitwirkung der Gewerkschaften? Als erstes wollen wir eine Lobby für die Kostenwahrheit sein. Die Kosten die Ausbau und Instandhaltung der Straßen verursachen und die durch den Transport auf der Straße entstehen, werden aktuell nicht abgebildet. Zum zweiten setzen wir uns für ein funktionierendes System der Direktvergabe ein, damit wir eine sichere Förderkulisse für den Schienenverkehr haben, die in Österreich unmittelbar durch die Bundesländer passieren kann und die auch in anderen europäischen Ländern erfolgreich angewendet wird. Neben dem Kampf gegen die Liberalisierungsreligion, wenn ich das mal so sagen darf, vertreten wir als Gewerkschaft natürlich in erster Linie die Beschäftigten und achten darauf, dass die Kosten für die notwendigen Maßnahmen nicht auf die Mitarbeiter:innen abgewälzt werden.

Die Gewerkschaft vida hat den gemeinsamen, sozial-ökologischen Kampf bereits Wirklichkeit werden lassen und zusammen mit den Fridays For Future gestreikt. Wie lief das? Das war richtig gut. Es war – glaube ich – für beide Seiten gut. Ein besseres Verstehen der jeweiligen Positionen und der gemeinsamen Handlungsfelder ergibt eine bessere Bündnisarbeit. Von uns als Gewerkschaft und als Betriebsrat lässt sich ganz gut lernen, dass Protest nur mit den Menschen geht und nicht gegen sie gemacht werden kann. Als Gewerkschaft lernen wir dieses Auffrischen an Beharrlichkeit und wie wichtig es ist, den Fokus zu behalten. Wir haben zwar unterschiedliche Prioritäten, aber die sind gut vereinbar. 

Ein Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels kann mobilisieren, aber auch lähmen. Wie sind hier die Erfahrungen in der Gewerkschaft? Die Beschäftigten merken die Belastungen bereits am Arbeitsplatz. Wer dauernd unter freiem Himmel arbeitet, hat ein erhöhtes Hautkrebsrisiko. Das sind konkrete Zusammenhänge, die längst im Bewusstsein der Menschen sind. Wir brauchen den Dialog und das wechselseitige Verständnis für die jetzt nötigen Änderungen. Wenn es am Land kein regionales Sammeltaxi gibt, das die Menschen zum Zug bringt, dann wird eben im Privatauto gefahren. Für viele Menschen sind die Änderungen in ihren Berufen heute bereits Bedrohungsszenarien und dadurch entsteht psychologischer Widerstand. Wir als Gewerkschaft suchen nach Lösungen, die möglichst alle Menschen annehmen können. 

Gibt es mehr Grund für Optimismus, weil beim Bahnverkehr die entsprechenden Instrumente zur Bewältigung der Klimakrise vorhanden sind oder muss man angesichts der politischen Schwierigkeiten eher pessimistisch sein? Volle Kraft voraus und alle Kräfte bündeln! Zeit haben wir nur mehr wenig. Die politischen Bekenntnisse habe ich ziemlich satt. Die Politik soll an ihren Taten gemessen werden. Hier müssen die politischen Fehlentwicklungen schonungslos aufgezeigt werden und gleichzeitig müssen wir genügend Miteinander entfalten. Überspitzt formuliert: Diejenigen die gerne Schnitzel essen, müssen mit denen zusammenarbeiten die gerne Tofu essen.