Schwerpunkt
Neue Gentechnik
Neue Gentechnik als Zukunftshoffnung?
Die EU Kommission will ab Herbst ein erleichtertes Zulassungverfahren für genveränderte Pflanzen forcieren. Wie stehen sie dazu?
Ich bin dagegen, dass es hier Ausnahmen oder Erleichterungen gibt. Die Mehrheit der Europäer*innen lehnen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft ab – das muss auch die EU-Kommission akzeptieren. Die Lebensmittelsicherheit darf nicht auf der Strecke bleiben. Eine umfassende Risikoprüfung muss für alle Zulassungsverfahren im Lebensmittelbereich selbstverständlich sein – gerade beim sensiblen Thema Gentechnik. Ich habe auch EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides meine Bedenken mehrfach mitgeteilt. Aber es sieht so aus, als würde die Kommission der Gentechnik-Lobby wieder einmal geben was sie will.
Was ist aus ihrer Sicht wichtig im Umgang mit der Neuen Gentechnik?
Die Gentechnik soll aus den Supermarktregalen verschwinden. Aber das ist ein langer und steiniger Weg. Deshalb muss die Kennzeichnungspflicht für alle Gentechnik-Produkte beibehalten werden, damit die Konsument*innen selbst entscheiden können, ob sie zu diesen Produkten greifen. Es darf auch keine Ausnahmen für die Neue Gentechnik geben – auch wenn die Industrie inzwischen gerne auf den Begriff „Gen“ verzichtet und lieber von innovativen Züchtungsmethoden spricht. Gentechnik bleibt Gentechnik und das muss erkennbar bleiben!
Braucht es diese neuen gentechnischen Verfahren zur Bewältigung der Klimakrise und der Ernährungssicherheit überhaupt?
Aktuelle Forschungen zeigen, dass genmanipulierte Pflanzen bei der Bewältigung der Klimakrise nicht helfen – sie tragen auch nicht zur Reduktion der verwendeten Umweltgifte bei. Im Gegenteil – genmanipulierte Pflanzen in der industriellen Landwirtschaft beeinflussen die Arten- und Pflanzenvielfalt entscheidend. Der Weg aus der Klimakrise geht nur über die Stärkung der nachhaltigen Landwirtschaft, die auch den Erhalt der Umwelt im Blick hat. Die Tradition der kleinbäuerlichen Strukturen in Österreich, die auch an die nächste Generation denkt, sollte zum Beispiel für das Denken in der Landwirtschaft in Europa werden. Die EU darf nicht weiter zuschauen, wie die Landwirte immer mehr zum Einsatz von patentiertem Saatgut und Umweltgiften gedrängt werden.
Auch wenn es erst durch die moderne Gentechnik Impfstoffe gegen das COVID-Virus gibt, stehen Konsument*innen der Grünen Gentechnik kritisch gegenüber.
Natürlich muss man auch die guten Seiten der Gentechnik erkennen. Im Gesundheitsbereich ist sie enorm wichtig und bietet viele Möglichkeiten. Aber hier geht es um eine gezielte und kontrollierte Anwendung um zu heilen oder vor einer Ansteckung zu schützen. Die Kritik an der Gentechnik in der Landwirtschaft dreht sich um den inflationären Einsatz genmanipulierter (Futter-)Pflanzen. Das ist keine kontrollierte Anwendung ohne Alternative – das ist schlichtweg unnötig und gefährlich. Denn letzten Endes landet das alles auf unseren Tellern und damit muss endlich Schluss sein.