Kommentar: Bilder der Mobilität
Autos dienen nicht nur der Fortbewegung. Das Auto ist eine Prothese des Körpers, die die eigene Kraft, Geschwindigkeit und Ausdauer vervielfacht. Gleichzeitig verlangt es den Lenker:innen immer weniger ab, verwöhnt mit Schaltautomatik, Bremsassistent, Freisprecheinrichtung und Sitzheizung. Ein Auto erlaubt es, sich viel mehr Raum zu nehmen, als es dem eigenen Körper entspricht: Es vervielfältigt das eigene Gewicht etwa um das 25-Fache und die Standfläche um das 50-Fache. Zugleich sind Autos Ausweis der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit. In ihrer Gesamtheit sind sie sowohl Produkt als auch Motor einer auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftsweise.
Dies alles wird gesellschaftlich noch immer weitgehend akzeptiert. Doch Ressourcenverbrauch, Flächenfraß und Treibhausgasemissionen lassen diesen gesellschaftlichen Konsens immer brüchiger erscheinen. Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, ob das Bild – das Image – von Autos nicht bewusst und gezielt verändert werden muss. Eine Änderung des Mobilitätsverhaltens muss in den Köpfen beginnen. Ein wichtiger Schritt scheint mir, die verlockenden Bilder von Autos aus dem öffentlichen Raum, aus der Wahrnehmung zu verdrängen. Alternativen müssen sichtbar und attraktiv sein. Mit solchen Bildern können wir uns besser ein anderes Mobilitätsverhalten vorstellen. Und wir können uns eine Gesellschaft besser vorstellen, die die Emanzipation vom Auto nicht als Verzicht, sondern als lustvoll und befreiend erlebt.