Leben

Tücken beim Ticketkauf

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Bahnfahrende, die weiter als ins benachbarte Ausland fahren wollen, kennen es: Grenz­überschreitende Tickets zu kaufen kann zur Wissenschaft werden. Noch schwieriger wird es, wenn nicht nur ein Verkehrsmittel, sondern beispielsweise Bahn und Bus kombiniert werden müssen. Aber auch der Kauf eines Tickets im Inland stellt Reisende vor Herausforderungen, die es im Jahr 2024 schon längst nicht mehr geben sollte. 

Hochkomplexes Preissystem

In Österreich leistet sich so gut wie jedes Bahnunternehmen und jeder Verkehrsverbund sein eigenes Preissystem. Noch im Jahr 2003 passten sämtliche ÖBB-Tarife auf ein Blatt Papier, weil für den gefahrenen Kilometer ein fixer Tarifkilometerpreis zu zahlen war. Heute gibt es Relationspreise, die die Kosten eines Tickets durch Angebot und Nachfrage, Zeitpunkt und Ort des Kaufs, aber auch Faktoren wie Geschwindigkeit und Reisezeit bestimmen. Die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) hat aufgezeigt, dass es weit über 280 Millionen Relationspreise bei den ÖBB gibt. Rechnet man noch die Standard-Tickets mit Vorteilscard-Ermäßigung und die Wochen- und Monatskarten, die Standard-/Wochen-/Monatstickets für Hund und Fahrrad dazu, sind es an die 380 Millionen Preise. Zahlreiche weitere Tickets, wie jene für Nachtreisezüge sind hier noch nicht mit einberechnet. Das Ergebnis ist ein für die Fahrgäste kaum mehr durchschaubares Preissystem. Die zunehmende Komplexität findet sich nicht nur bei den ÖBB.

Das berechtigte Anliegen der Verkehrsunternehmen einer besseren Verteilung bzw. Auslastung von Zügen könnte deutlich einfacher durch gezielten Einsatz der Sparschienentickets der ÖBB oder bei den WESTsuperpreis-Tickets der WESTbahn erfolgen. Stattdessen werden immer wieder neue, komplexe Preisbildungssysteme zusätzlich eingeführt, wie zuletzt im Dezember 2023 das sogenannte „Dynamic-Pricing“ bei den ÖBB-Nachtreisezügen. Dieses auslastungsgesteuerte und kontingentorientierte Preissystem macht den Ticketkauf beinahe zur Lotterie, da die Kriterien der Preisbildung nicht offengelegt sind und sich je nach Nachfrage kurzfristig ändern. 

Einzig die Einführung des Klimatickets hat in den letzten Jahren zu einer spürbaren Erleichterung im komplexen Preissystem geführt, da damit fast alle privaten und öffentlichen Verkehrsunternehmen in Österreich unkompliziert genutzt werden können, ohne ohne dass sich die Kund:innen mit komplexen Ticketsystemen auskennen müssen.