Wirtschaft & Umwelt - Zeitschrift für Umweltpolitik und Nachhaltigkeit

Kontroverse: Wie sinnvoll sind C02-Kompensationen?

Pro:
„Durch Kompensation können wir CO2-Emissionen, die wir heute noch nicht reduzieren können, an anderer Stelle ausgleichen und so notwendige Flugreisen nachhaltiger gestalten.“ 

Als Airline wollen wir Menschen, Kulturen und  Volkswirtschaften auf möglichst nachhaltige Weise verbinden und setzen alles daran, die Umweltauswirkungen des Fliegens zu reduzieren. Austrian Airlines und die Lufthansa Group setzen den Fokus ihrer Umweltmaßnahmen klar auf die Reduktion ihrer CO2-Emissionen durch den Einsatz neuer, effizienterer Flugzeuge, betriebliche Optimierungen und nachhaltigen Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF), der die CO2-Emissionen gegenüber fossilem Kerosin um mindestens 80 % reduziert. 

Diese Schritte sind entscheidend, um unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Aufgrund begrenzter Verfügbarkeiten ist es heute noch nicht möglich, unsere CO2-Emissionen gänzlich zu reduzieren. Hier kommt die CO2-Kompensation ins Spiel: Durch Investitionen in hochwertige Klimaschutzprojekte können wir im Flugbetrieb entstehende CO2-Emissionen an anderer Stelle ausgleichen. 

Dabei berücksichtigen wir  neben der Klimawirkung der von uns unterstützten Projekte auch soziale und weitere Aspekte, wie beispielsweise die Förderung von Biodiversität. Indem wir CO2-Kompensation anbieten, bieten wir unseren Fluggästen die Möglichkeit, die Entscheidung für einen Flug nachhaltiger zu gestalten.  Austrian Airlines arbeitet auf nationaler Ebene bereits seit 2008 mit Climate Austria  zusammen, einer gemeinsamen Initiative mit dem  Flughafen Wien und dem Klimaschutzministerium.  Alle Projekte des Lufthansa-Group-Klimaprojekt-Portfolios sind nach den jeweils höchsten verfügbaren  Standards, z. B. Gold Standard, zertifiziert. 

Con: „Wie kann die reale Emission des Fliegens mit einer hypothetischen Emissionsvermeidung gerechtfertigt werden, wenn sich nicht garantieren lässt, dass die Projekte zur CO2-Kompensation dauerhaft Bestand haben?“ 

Ob CO2-Kompensationen sinnvoll sind, ist eine Frage der Perspektive. Aus Sicht der Luftfahrtindustrie sind sie sehr sinnvoll. Denn sie ermöglichen es den Fluglinien, sich mit minimalem Aufwand einer tatsächlichen Verringerung ihrer Emissionen zu entziehen. Die internationale Luftfahrt und die internationale Schifffahrt sind die einzigen Sektoren, die keine Reduktionsverpflichtungen im Rahmen der Klimarahmenkonvention haben. Stattdessen wurde ein Abkommen namens CORSIA geschaffen, das es den Fluglinien erlaubt, weiterhin so viel zu emittieren wie im Durchschnitt der Jahre 2019 und 2020. Nur die Emissionen, die in Zukunft darüber hinausgehen, müssen kompensiert werden. Das geschieht durch Finanzierung von Projekten gegen die Entwaldung. 

Aus der Sicht von NGOs sind solche CO2-Kompensationen nicht sinnvoll. Zum einen wird die reale Emission des Fliegens mit einer hypothetischen Vermeidung einer Emission gerechtfertigt. Rechnet man das nach, wird sofort klar, dass am Ende Netto-Emissionen übrigbleiben. Zum anderen sind die Vermeidungen stark überbewertet, wie Forscher:innen zeigen konnten. Denn schließlich gibt es keine Garantie dafür, dass nach Ende der Laufzeit des Projekts der Wald nicht doch noch abgeholzt wird und damit das ganze Projekt zunichte gemacht wird. 

Stattdessen sollte die Flugindustrie wie jeder andere Verkehrssektor behandelt werden. Sie sollte in nationale Reduktionsbemühungen einbezogen werden und von ihr sollten echte Reduktionen der Emissionen verlangt werden statt schwindliger Kompensationen.