Kommunikation
Die Welt ist laut
Lärm
Der Journalist, Historiker und Schlagzeuger (!) Kai-Ove Kessler recherchiert seit Jahren zur Geschichte von Geräuschen – vom Urknall bis in die Gegenwart. Als Resultat zeichnet er in diesem Buch eine spannende Kulturgeschichte des Lärms nach. Mittels QR-Codes kann man rekonstruierte Geräusche nachhören, vom Klang einer steinzeitlichen Flöte, über Straßenlärm des mittelalterlichen Paris, bis zu historischen Vulkanausbrüchen. Kessler argumentiert, dass es in den 1960er und 70er-Jahren am lautesten war. Schon früh kämpften gut situierte Schöngeister wie Goethe oder Schopenhauer gegen den Krach, der bei der Arbeit der Handwerker entstand. Doch während die einen in ihren Gedanken oder ihrem Schlaf gestört wurden, waren die Arbeiter des 19. Jahrhunderts, beispielsweise in den Kesselschmieden, täglich 14 Stunden dem Krach direkt ausgesetzt. Die Boilermaker´s Deafness wurde deshalb als erste das Gehör betreffende Berufskrankheit anerkannt. HH
Die Welt ist laut: Eine Geschichte des Lärms; Kai-Ove Kessler; Rowohlt (2023)
Energiewende. Wettlauf mit der Zeit
Technisches Museum
Die aktuelle Ausstellung „Energiewende. Wettlauf mit der Zeit“ widmet sich einer der derzeit brennendsten Herausforderungen: der vollständigen Umstellung unseres Energiesystems. Sie ist noch bis Ende 2024 im Technischen Museum Wien zu sehen und bildet den ersten Teil der Ausstellungsreihe „weiter_gedacht_“, die bis 2028 verschiedene Zukunftsthemen beleuchten wird. Auf fünf Ebenen wird gezeigt, warum wir eine Energiewende brauchen, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten und wie wir als Weltgemeinschaft und Individuen dazu beitragen können. Anhand von Best-Practice-Beispielen aus Forschung und Industrie sowie zahlreichen interaktiven Elementen werden vielfältige und innovative Lösungsansätze vorgestellt. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfassenden Veranstaltungs- und Rahmenprogramm. JF
Die Ausstellung ist bis zum 30.12.2024 im Technischen Museum Wien zu sehen.
www.technischesmuseum.at/ausstellung/energiewende
Lernen für den Wandel
Studie
Im April fand die erste Akademie für den sozialen und ökologischen Umbau in Wien statt, die Akteur:innen von Gewerkschaften und Arbeiterkammer, Wissenschaft und Klimabewegung zusammengeführt hat. Die Studie von Emma Dowling et al. war ein wichtiger, inhaltlicher Impulsgeber für die Akademie. Sie untersucht historische und aktuelle Erfahrungen sowohl der Organisations-, als auch der Bildungsarbeit der Gewerkschafts- und der Klimabewegung. Die Textsammlung der Studie macht Mut, indem sie Beispiele erfolgreicher, sozial-ökologischer Ansätze dokumentiert und die Strategie einer emanzipatorischen Nachhaltigkeit entwirft. Die Menschen sollen ins Handeln gebracht werden, um ein gutes Leben für alle, innerhalb planetarer Grenzen umzusetzen und dabei die strukturellen Abhängigkeiten von klimaschädlichen Produktions- und Lebensweisen des Neoliberalismus überwinden. Es wird bewusst: Gemeinsam können wir Dinge schaffen, zu denen wir allein nicht in der Lage sind. FJ
Infos zum fairen Konsum
Bewusst Essen
Eigentlich ist es ein Skandal, dass man hierzulande noch immer unfaire Bananen oder mit Tierleid verbundenes Fleisch kaufen kann. Seit Jahrzehnten fehlen die großen politischen Rahmenbedingungen, die fairen Handel und gerechte Steuern gewährleisten. Solange dies nicht verwirklicht ist, hat daher die tägliche, persönliche Kaufentscheidung Einfluss auf Arbeits- und Lebensbedingungen auf der ganzen Welt. HH
Gute und hilfreiche Infos dazu gibt es unter:
www.suedwind.at/handeln/ shopping-guides/
Außerdem: Vom 13. bis 15. Oktober findet in Linz die „Wefair“ - Österreichs größte Nachhaltigkeitsmesse – statt
Handbuch politische Ökologie
Leseempfehlung
Dieser Band ist als Arbeitsbehelf im Unterricht in der Uni konzipiert, aber auch lesenswert für alle, die besser verstehen wollen, wie politische Verhältnisse von Macht und Gesellschaft in die heutigen ökologischen Fragen eingeschrieben sind. Das Buch handelt ein breites Spektrum diesbezüglicher Themen in 56 kurzen Artikeln ab, zu denen der gegenwärtige Stand der Forschung dargelegt wird. Gegliedert ist das Buch in vier Abschnitte: „Theorien, Konzepte und Zugänge“, „Handlungs- und Konfliktfelder“ (Felder wie „Körper und Reproduktion“ oder „(Neo)Extraktivismus“), „Begriffe“ (etwa „Commons“, „Hegemonie“, „Degrowth“) bis hin zu „Methoden und Arbeitsweisen“, in dem das Verhältnis von Praxis und Theorie beleuchtet wird.
Dazu kommt eine Einleitung, die die Arbeit an dem Buch schildert, mit den Diskussionen, Rückschlägen und der schließlich gefundenen Form. Damit wird nicht nur die Oberfläche wissenschaftlicher Ergebnisse, sondern auch die Tiefenstruktur des Prozesses sichtbar – ein lohnender Einblick. CS
Handbuch Politische Ökologie; Daniela Gottschlich, Sarah Hackfort, Tobias Schmitt, Uta von Winterfeld (Hg.); transcript Verlag; (2022)
PDF als open access erhältlich
Kinder fordern Sicherheit 30 / 80 / 100
Ideenwettbewerb
Die nackten Zahlen belegen eine grausame und kaum erträgliche Wahrheit: Im Jahr 2022 wurden in Österreich 13 Kinder im Straßenverkehr getötet, fast 2.700 wurden verletzt. Eine Studie der Forschungsgesellschaft Straße – Schiene – Verkehr (Heft 25, 2022) zeigt, dass eine Temporeduktion auf 30 / 80 / 100 km/h viel menschliches Leid verhindern und die Zahl der Verkehrstoten in Österreich um 28 Prozent sowie die Zahl der Verletzten um 19 Prozent senken würde. Das bedeutet 2022 wären insgesamt rund 8.000 Menschen weniger im Straßenverkehr verletzt worden, über 100 Menschen wären nicht ums Leben gekommen. Für den Herbst 2023 lobt die Aktion „Kinder fordern Sicherheit“ einen Wettbewerb für Aktionsgruppen und Schulen aus: Kindergruppen aus ganz Österreich sollen kurze Theaterstücke erarbeiten, um für die Idee eines „Miteinander im Straßenverkehr“ eine breitere gesellschaftliche Basis zu schaffen. Interessierte Gruppen und Schulen bitte unter office@kinderfordernsicherheit.at melden.
Kinder fordern Sicherheit wird von #parentsforfuture, scientist4future, VCÖ, Ärzt:innen für eine gesunde Umwelt und SOS-Kinderdorf unterstützt. FJ
„Covoiturage“ – Mehr pro Auto in Frankreich
Nach langen Tests wird jetzt auf Frankreichs Straßen das Projekt „Covoiturage“ groß ausgerollt. Dabei werden auf stark befahrenen Straßen eigene Fahrspuren für Pkws eingerichtet, die mit mehr Personen als der Fahrer:in besetzt sind. Erklärtes Ziel ist es, Staus, Kosten und die Emissionen zu reduzieren. Gleichermaßen soll damit auch die „territoriale Solidarität“ erhöht werden. Nur 3% der Fahrzeuge werden im Alltagsverkehr von mehr als einer Person genutzt, dieser Anteil soll mit der Initiative verdreifacht werden.
Wer mitmachen will, Infos gibt es hier: Covoiturage : informations à connaître | Ministères Écologie Énergie Territoires (ecologie.gouv.fr) GL