Kommentar: Sinn und Unsinn des Klimarates
Im März 2008 fand – organisiert vom Umweltbundesamt und Ö1 – die Bürger:innen-Konferenz „Risiko-Energiegesellschaft“ statt. 35 Menschen, die Österreichs Gesellschaft abbildeten, diskutierten an zwei Wochenenden über Umweltprobleme. Als externer Experte eingeladen, war ich von der „kollektiven Intelligenz“ und dem Niveau der Diskussionen schwer beeindruckt. Seither bin ich überzeugt: Wenn man Menschen ausreichend Zeit, Raum und Fakten zu Verfügung stellt, so kommen sie fast zwangsläufig zu guten, vernünftigen und auch originellen Schlussfolgerungen und Vorschlägen. Die Bevölkerung ist geistig oft weiter, als „sachzwangbedrängte“ Politiker:innen und bornierte Intellektuelle glauben.
Darin kann die Stärke – aber auch das Risiko des aktuellen „Klimarates der Bürger:innen“ liegen: Die arrivierte Politik und die Wirtschaft haben bislang in Sachen Klimaschutz versagt. Nun soll „das Volk“ die verkohlten Kastanien aus dem Feuer holen. Manche finden es demokratiepolitisch bedenklich, eine zusammengewürfelte Gruppe von 100 Menschen an weitreichenden Weichenstellungen zu beteiligen. Was aber gerne vergessen wird: Die formalen Beschlüsse muss ohnehin die gewählte Politik fällen. Die Vorschläge aus dem Jahr 2008 wurden übrigens weitgehend ignoriert.