Leben

Torf im Pflanzenbeet? Sicher nicht!

Im Frühling wird in den Gärten, auf den Balkonen und in den Blumenkisterln vor den Fenstern eifrig gebuddelt. Und in den Gartencentern und Supermärkten stapelt sich die Erde für die Gartenfreuden. Einfach den nächstbesten Sack zu nehmen, empfiehlt sich nicht, denn es gibt große Unterschiede. Einen ganz entscheidenden Unterschied für die Umwelt macht es, ob die Blumenerde Torf enthält oder torffrei ist.

Der Großteil der handelsüblichen Blumenerde besteht zu fast 90 Prozent aus Hochmoortorf. Torf besteht aus Pflanzenresten, die sich über tausende von Jahren abgelagert haben. Die Torfschicht wächst nur ca. 1 Millimeter pro Jahr. Was also über rund 10.000 Jahre Millimeter für Millimeter gewachsen ist, wird beim Torfabbau in kürzester Zeit ruiniert. Das Moor kann sich nicht regenerieren und ist unwiederbringlich zerstört. Die speziellen Tier- und Pflanzenarten, die dort vorkommen, verlieren durch den Torfabbau ihren Lebensraum.

Zudem sind Moore große Kohlenstoffspeicher. Obwohl sie nur 3 Prozent der Erdoberfläche ausmachen, binden sie ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs, das ist mehr als alle Wälder der Welt zusammen. Die Zerstörung der Moore durch Torfabbau trägt also stark zum Klimawandel bei. 

Torffrei ist besser als torfreduziert

Es gibt gute, klimaschonende Alternativen: torffreie Substrate. Für diese Erden muss kein Torf abgebaut werden, dadurch bleiben einmalige Moorlandschaften mit seltenen Pflanzen- und Tierarten erhalten. Als Torfersatz werden diesen Erden Holzspäne, Kokosfasern, Rindenhumus, Holzfasern oder Kompost beigesetzt – diese dienen in erster Linie der Wasserspeicherfähigkeit des Substrates. 

Garantiert torffrei sind Erden, die mit dem Gütesiegel „biologisch gärtnern“ oder dem Österreichischen Umweltzeichen gekennzeichnet sind. Sie entsprechen strengen Kriterien. Auch die Erde „GUTER GRUND“, die in Wien auf den Mistplätzen der MA 48 erhältlich ist, ist torffrei und mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet.

Torfreduzierte Erden sind keine wirklichen Alternativen, weil sie oft noch einen erheblichen Anteil an Torf enthalten. Die Angabe der Inhaltsstoffe auf der Verpackung gibt darüber Auskunft. Achtung auch bei Erde, die als „Bio-Erde“ bezeichnet wird. Die Bezeichnung „Bio“ für Blumenerde ist gesetzlich nämlich nicht geregelt. Diese Erde kann, muss aber nicht torffrei sein! Sofern nicht explizit das Wort „torffrei“ auf der Verpackung genannt ist, unbedingt nachfragen oder nachlesen, ob Torf enthalten ist.

Blumenerden im Test

2021 wurden Blumenerden im Auftrag des Konsumentenschutzes der Arbeiterkammer Oberösterreich zweifach getestet: Bei einem Wachstumstest untersuchte DIE UMWELTBERATUNG, wie kräftig und gesund sich die Jungpflanzen in den jeweiligen Erden entwickeln. Das Labor der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) prüfte die Erden auf die verfügbaren Nährstoffe, Schwermetalle, krankheitserregende Keime und den Anteil von unerwünschten Fremdstoffen. Von 13 Produkten erhielten vier Produkte die Note „Sehr gut“, auch eine torffreie Erde war unter den Testsiegern. Sechs Produkte fielen beim Test durch.

In einem anderen Versuch testete die Versuchsstation für Spezialkulturen in Wies (Steiermark) zehn torffreie Erden mit dem Gütesiegel „biologisch gärtnern“ auf ihre Gebrauchstauglichkeit. Für diesen Versuch wurden Tomaten, Chili und Basilikum in Pflanzgefäßen gepflanzt und im Freiland aufgestellt. Die Substrate bekamen keine zusätzliche Startdüngung und wurden erst bei Bedarf nachgedüngt. Drei Substrate erwiesen sich als besonders geeignet für diese Kulturen: die Empfinger Premium Bio Hochbeeterde, Bio Tomaten- und Gemüseerde von Sonnenerde und Die Österreichische Gärtnererde – Bio torffreie Pflanzerde von Kranzinger. Alle drei Substrate mussten nicht nachgedüngt werden. Die Versuchsstation für Spezialkulturen in Wies arbeitete dabei mit DIE UMWELTBERATUNG und Easy Cert Services Betriebsmittelbewertung zusammen.

Organisch düngen

Wichtig ist es, beim Kauf die Erde zu wählen, die für die geplante Kultur geeignet ist, also z. B. Kräutererde für das Anpflanzen von Kräutern. Torffreie Erden haben je nach Zusammensetzung unterschiedliche Eigenschaften und müssen unterschiedlich mit organischem Dünger versorgt werden – auch je nachdem, ob die darin wachsenden Pflanzen zu den starkzehrenden oder schwachzehrenden Pflanzen gehören. 

Organische Langzeitdünger wie Schafwolle oder Hornspäne sorgen für eine gleichmäßige Versorgung der Pflanzen über die gesamte Wachstumsperiode, da die Nährstoffe nach und nach freigesetzt werden.

Torffreie Erden sind meist gröber strukturiert als konventionelle Erden und speichern Wasser und Nährstoffe nicht so konstant wie torfhaltige Produkte. An der Oberfläche sehen diese Substrate oft trocken aus, obwohl sie darunter eventuell noch feucht sind. Durch die Fingerprobe kann geprüft werden, ob das Substrat unter der obersten trockenen Schicht noch feucht ist. Dabei den Finger ca. 3 Zentimeter in die Erde bohren, um zu fühlen, ob sich unter der Oberfläche noch Feuchtigkeit befindet.