Editorial: Krieg und Marktlogik

Die österreichische Bevölkerung hat nicht nur berechtigte Angst vor dem aktuellen Krieg in Europa, viele wissen einfach nicht mehr, wie sie sich die drastisch steigenden Kosten für Gas, Strom, Heizung, Treibstoffe und Mieten leisten können. Wenn man die Preisentwicklung näher betrachtet, fällt eines auf: Der europäische Gas- und Strommarkt entzieht sich der staatlichen Regulierung und ist ein beliebtes Feld für Spekulationen. Ähnliches gilt auch für Benzin und Diesel. Allein durch die Angst vor Lieferengpässen schießen die Preise hoch, obwohl die Rohstoffpreise deutlich weniger steigen. Wenn Öl- und Energiekonzerne billig eingekauft haben, dann machen sie jetzt hohe Gewinne auf dem Rücken der Kund:innen. Das entspricht der Marktlogik, denn die Folgen der liberalisierten Energie- und Gasmärkte sind nämlich nicht – wie von den Befürwortern gepriesen – günstigere Preise für die Haushalte durch einen transparenten Wettbewerb, sondern möglichst hohe Profite für die Anbieter. Wer die negativen sozialen Auswirkungen der Energiekrise bekämpfen will, sollte daher auch die Profiteure gezielt zur Kasse bitten. Der Krieg, die drastisch gestiegenen Energiepreise und die Klimakrise haben eines gemeinsam: Sie machen deutlich, wie wichtig der Ausstieg aus fossilen Energiequellen und die Verringerung der Abhängigkeit von Gas und Öl für eine friedliche und lebenswerte Zukunft für alle sind.