Editorial: Marktfremd

Die Logik der neoliberalen Politik tut sich mit Umweltschutz und nachhaltiger Wirtschaft schwer. Weder soziale noch ökologische Ziele passen zum „freien Spiel der Marktkräfte“. Langfristige Investitionen und die Erhaltung der Lebensgrundlage künftiger Generationen sind ein Widerspruch zum kurzfristigen Renditekalkül der Konzerne. Dort, wo staatliche Regeln dem ungehemmten internationalen Kapitalfluss Grenzen setzen, gibt es zwar teilweise umweltpolitische Erfolge, aber weltweit betrachtet verschlechtern sich die meisten ökologischen Parameter trotz wiederholter Umweltgipfel rasant. 

Die Drohung mit der Verlagerung von Wirtschaftsstandorten wird abwechselnd mit zu hohen Arbeitskosten und zu strengen Umweltstandards argumentiert. Eine gemeinsame Betrachtung von sozialen und ökologischen Kriterien zeigt, dass dort, wo die Einkommensverteilung gerechter ist und soziale Rechte geachtet werden, sich auch positive Auswirkungen auf den Zustand der Umwelt erkennen lassen. National und weltweit sind ärmere Bevölkerungsschichten von Umweltschäden besonders stark betroffen. Ein Grund mehr, auch aus sozialer Verantwortung vehement auf Nachhaltigkeit zu setzen und der neoliberalen Politik konsequente Regeln und Grenzen entgegenzuhalten. Dass es dazu – nicht nur – in Österreich keinen politischen Konsens gibt, zeigen auch die Geburtswehen für eine neue österreichische Nachhaltigkeitsstrategie. 

Mehr Schein als Sein ist auch bei Unternehmen die nachhaltigste Devise: Wenn die Wirtschaft beteuert, dass sie sich ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung im Rahmen von freiwilligen CSR-Programmen stellt, dann dient dies vor allem dem Unternehmensimage. Solange es für CSR keine verbindlichen Standards gibt, bleiben die Programme beliebig und voll in der neoliberalen Logik. CSR ist so eine weitere grüne Seifenblase zur Förderung des Unternehmenserfolgs.