Leben

Sonnenschutz ohne Nebenwirkungen

Das richtige Sonnenverhalten ist wichtig um Hautschäden durch die ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) im Sonnenlicht vorzubeugen. Gerade zu Sommerbeginn, wenn die Haut noch nicht an die Sonne gewöhnt ist, kann die Haut bei Unachtsamkeit gereizt reagieren und sich entzünden − ein Sonnenbrand entsteht. Die Zahl der Sonnenbrände, vor allem in jungen Jahren, steigert das Risiko später an Hautkrebs zu erkranken. Sonnencreme allein ist zu wenig. Eine Indoor-Siesta, den Schatten zu bevorzugen und sich mit Kleidung, Hut und Sonnenbrille schützen, all das wirkt ohne Chemie. Auf die unbedeckten, freien Hautstellen wird dann ein Sonnenschutzmittel aufgetragen. Bei der Wahl eines guten, umweltschonenden Sonnenschutzmittels spielen − abgesehen vom passenden Lichtschutzfaktor (LSF) und dem individuellen Hauttyp − die Inhaltsstoffe eine Rolle.

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Physikalische UV-Filter

UV-Lichtschutzfilter schützen vor der UV-A-Strahlung und UV-B-Strahlung des Sonnenlichtes. Es gibt chemische und physikalische UV-Filter. Physikalische Filter reflektieren das Sonnenlicht an der Oberfläche, weil sie sich als Schutzschicht auf die Haut legen. Die Schutzwirkung ist sofort nach dem Eincremen gegeben. Da physikalische Filter auf der Hautoberfläche verbleiben und die Sonnenstrahlen reflektieren, kann es zur Weißfärbung der Haut beim Eincremen kommen, dem sogenannten Weißeleffekt. Um diesen Effekt zu abzuschwächen, können die physikalischen Filter in Nanogröße zugesetzt werden. Die winzigen Teilchen sind zwischen 
1 und 100 Nanometer groß und damit ähnlich groß wie Viren. Enthält ein Sonnenschutzmittel einen Inhaltsstoff in Form von Nanomaterialien, muss das im Verzeichnis der Inhaltsstoffe angegeben werden. Nach dem Namen dieses Inhaltsstoffes muss das Wort „Nano“ in Klammern stehen. In Sonnensprays sind Nanopartikel übrigens verboten, da sie durch das Einatmen über die Lunge in den Blutkreislauf gelangen können. 

Nanomaterialien stehen im Verdacht, chronische Entzündungen hervorzurufen und krebserzeugend zu wirken, wenn sie eingeatmet werden. Gesunde Haut hat nach der Einschätzung von Wissenschaftler*innen einen guten Schutz gegen Nanopartikel. Wie sich Nanomaterialien längerfristig auf die Umwelt auswirken, ist bis jetzt noch nicht vollständig geklärt. Aus diesem Grund gilt es auf Nanopartikel in Sonnenschutzmitteln möglichst zu verzichten.

Chemische UV-Filter mit Nebenwirkungen

Chemische Filter gelangen in die Haut und machen die UV-Strahlung unschädlich. Es braucht jedoch ca. 20 Minuten, bis diese Schutzwirkung aufgebaut ist. Neben der „verspäteten“ Schutzwirkung haben chemische Filter einen weiteren Nachteil: Manche dieser Filter können wie Hormone wirken. Bei Tierversuchen hat sich herausgestellt, dass diese Stoffe die Stoffwechselprozesse im Körper beeinflussen können. Bereits eine sehr geringe Dosis davon kann im Körper große Auswirkungen haben. Laut WHO stehen hormonell wirksame Chemikalien im Verdacht, für die weltweite Zunahme bestimmter gesundheitlicher Probleme und Krankheiten verantwortlich zu sein: Brust-, Schilddrüsen- und Prostatakrebs, Fortpflanzungsstörungen, Entwicklungsstörungen im Mutterleib und bei Kindern und Jugendlichen, Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, neuronale und kognitive Störungen wie ADHS. Laut einem Report der „Endocrine Society“ im Jahr 2020 sind dringend Maßnahmen zur Beschränkung und ein Verbot von hormonell schädlichen Chemikalien notwendig.

In der Umwelt können diese hormonell wirksamen Stoffe ebenfalls Probleme auslösen. Das Absterben der Korallenriffe, auch Korallenbleiche genannt, kann durch hormonell wirksame Chemikalien aus Sonnenschutzmitteln verstärkt werden. Daher hat Hawaii ein Gesetz erlassen, dass seit Jänner 2021 die beiden UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat und Benzophenon-3 in Sonnenschutzmitteln verbietet. Laut dem National Park Service gelangen jedes Jahr 4.000 bis 6.000 Tonnen Sonnencreme in das Meer. Der Inselstaat Palau hat seit 2020 noch einen dritten UV-Filter, Octocrylen, und einige weitere möglicherweise hormonell wirksame Stoffe auf der roten Liste. Es gibt weitere Länder, die die Verwendung von korallenfreundlichen Sonnenschutzmitteln fordern – auf Englisch reef-safe oder reef-friendly sunscreens genannt.

Zertifizierte Natur- und Biokosmetik wählen

Chemische UV-Filter sind bei Natur- und Biokosmetik ausdrücklich verboten. Als physikalische Filter sind nur Titandioxid und Zinkoxid erlaubt. Zertifizierte Natur- und Biokosmetik ist auf der Verpackung beispielsweise mit Gütezeichen gekennzeichnet.  Nanomaterialien sind nicht bei allen Gütesiegeln für Natur- und Biokosmetik verboten – beim COSMOS-Standard (z.B. ECOCERT und BDIH) sind sie nicht erlaubt. Auch auf weitere bedenkliche Inhaltsstoffe wird in der Natur- und Biokosmetik verzichtet, zum Beispiel Polyethylenglykol und chemisch verwandte Stoffe (PEG) – sie machen die Haut durchlässiger und Schadstoffe können die natürliche Hautbarriere leichter durchdringen. Silikone und Paraffine sind schwer abbaubar und verbleiben lange in der Umwelt, sie sind in bei Natur- und Biokosmetik nicht erlaubt.