Kontroverse: Halbierung des Pestizideinsatzes auf unseren Feldern – ein richtiger Schritt?
Pro: Ein Schritt, um Biodiversität und landwirtschaftliche Produktion wieder in Balance zu bringen.
Im Grünen Deal der EU wurde 2020 das Ziel festgeschrieben, bis 2030 die verwendete Menge an Pflanzenschutzmitteln und das Risiko, das von ihnen ausgeht, zu halbieren. Die AK sieht dies sehr positiv. Pestizide – auch als Pflanzenschutzmittel bezeichnet –, dienen im Obst-, Gemüse- und Ackerbau dazu, unerwünschte Organismen zurückzudrängen oder zu töten. Sie beeinträchtigen daher – gewissermaßen bestimmungsgemäß – die Biodiversität. Seit langem gibt es eine EU-Richtlinie über den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Doch sie wirkt nicht, wie sich an den teils dramatischen Rückgängen der Populationen von Vögeln oder Insekten in Europa zeigt.
Die angestrebte Halbierung ist eine starke Ansage. Viele Detailfragen sind noch offen, etwa wie der Fortschritt gemessen werden soll. Es ist auch nicht endgültig klar, wie stark sich diese Halbierung des Pestizideinsatzes auf die landwirtschaftliche Produktivität auswirkt.
Jedenfalls aber führt dieses Ziel dazu, dass nicht nur – wie derzeit bei der Zulassung – die Wirkung eines einzelnen Pflanzenschutzmittels betrachtet wird, sondern das gesamte System der landwirtschaftlichen Erzeugung. Nur eine ganzheitliche Betrachtung der Produktion von gesunden Lebensmitteln in einer möglichst intakten Umwelt kann die permanente Verschlechterung der Biodiversität aufhalten. Daher ist das Ziel der Halbierung des Pestizideinsatzes ein richtiger Schritt.
Con: Der Ansatz des Landwirtschaftsministeriums: So wenig wie möglich, soviel wie notwendig.
Pflanzenschutz garantiert Ernährungssicherheit. Pflanzenschutz ist ein entscheidender Faktor, um die Versorgung mit ausreichenden und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln sicherzustellen, sowohl biologisch als auch konventionell. Herzstück des sogenannten Green Deal ist die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Eine entsprechende Verordnung sieht eine bis zu 50-prozentige Reduktion beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vor, auch in empfindlichen Gebieten soll es Restriktionen geben.
Vereinfacht gesagt, würde es bedeuten, dass es ohne entsprechenden Pflanzenschutz in der Wachau kaum mehr Marillen oder Wein geben würde. Integrierter Pflanzenschutz ist in Österreich gelebte Praxis. Hauptaugenmerk liegt auf einer nachhaltigen und umweltschonenden Anwendung der Maßnahmen.
Sicher ist auch, dass der Zulassungsprozess von Pflanzenschutzmitteln sehr umfangreich ist und strengsten Kontrollen unterliegt. Bei den derartig weitreichenden Reduktionszielen brauchen wir auch entsprechende alternative Pflanzenschutzmittel. Selbstverständlich geht es darum, die Anwendung laufend zu verbessern. Wir haben mit der ökosozialen Agrarpolitik den richtigen Weg eingeschlagen. Jede:r Landwirt:in in Österreich braucht einen Pflanzenschutz-Führerschein. Denn unser Ansatz lautet: So wenig wie möglich, soviel wie notwendig.