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Trinkwasser

Trinkwasser – kostbar und teuer?

Man mag angesichts der erwähnten Tatsachen von einem „Jammern auf hohem Niveau“ sprechen, aber die tägliche Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser ist die Grundlage für eine gesunde Ernährung, für ein gesundes Leben. Fragt man, woher unser Wasser kommt, wird man oft – ähnlich wie bei Strom und Steckdose – die Antwort erhalten: „Aus dem Wasserhahn“. Tatsächlich haben viele AbnehmerInnen keine Ahnung, wer ihr Wasserversorger ist bzw. wo dieser das Wasser entnimmt, oft nicht einmal wem sie Gebühren bezahlen.

Hausbrunnen

Etwas anders stellt sich die Sachlage bei der relativ geringen Anzahl an HausbrunnenbesitzerInnen dar, besonders, wenn sie ihren Brunnen noch selbst geschlagen oder gegraben haben. Aber auch hier ist oft ein erschreckendes Nichtwissen vorhanden. Die Kenntnis beginnt bei der Wasserpumpe, die im Bedarfsfall vom Installateur repariert wird und endet schon wieder beim Wasserhahn. Welche Inhaltsstoffe in welcher Konzentration im Wasser enthalten sind, oder wie hart das Wasser ist, wissen viele nicht. 

Wie sieht die Situation in Österreich aus? 91,6 Prozent der Haushalte waren in Österreich 2011 entweder kommunal oder über eine Genossenschaft mit Trinkwasser versorgt (Ergebnisse der Investitionskostenerhebung Siedlungswasserwirtschaft 2012). Da die Betreiber von öffentlichen Wasserversorgungsanlagen verpflichtet sind, eine regelmäßige hygienische und technische Überprüfung durchführen zu lassen, ist mit der Einhaltung der vorgegebenen Parameter der Trinkwasserverordnung praktisch die gesundheitliche Unbedenklichkeit des Wassers gegeben. Entsprechend der Trinkwasserverordnung müssen die Abnehmer auch über die Konzentration einiger Inhaltsstoffe informiert werden (siehe Kasten Seite 17). In der Praxis werden die Ergebnisse der Untersuchungen sogar in umfangreicherem Ausmaß zur Verfügung gestellt. Anfragen in der AK zeigen auf, dass diese Tatsache vielen Menschen nicht bekannt ist. 

Die restlichen 8,4 Prozent der österreichischen Haushalte beziehen Trinkwasser über Hausbrunnen oder private Quellfassungen und unterliegen einer Selbstverantwortung bezüglich der Qualität des Wassers und des Zustandes der Anlage. Damit kommen sie nicht in den Genuss einer regelmäßigen Trinkwasseranalyse und sind manchmal unwissentlich auf Wasser ohne Trinkwasserqualität angewiesen. Dennoch ist der Hausbrunnen bzw. das daraus bezogene „Gratiswasser“ vielen Besitzern sehr wichtig, da sie bei einem Anschluss an ein öffentliches Versorgungsnetz nur die sich daraus ergebenden Kosten und die regelmäßig anfallenden Gebühren sehen. Natürlich hat auch die Errichtung des Hausbrunnens einmal Kosten verursacht und auch die notwendige Wartung von Brunnen und Wasserpumpe ist nicht gratis. Tatsächlich gibt es aber keine realistischen Vergleiche, welche Art der Wasserversorgung teurer kommt, da zu viele Faktoren davon abhängen. Insider gehen von höheren Kosten bei Eigenversorgung aus. 

Es gibt auch Haushalte, die sowohl über einen öffentlichen Wasseranschluss verfügen, als auch BesitzerIn eines Hausbrunnens sind. Grundvoraussetzung dafür ist das Vorhandensein zweier getrennter Leitungssysteme, damit nicht z.B. durch Druckunterschiede das Wasser des Hausbrunnens in das Leitungsnetz der öffentlichen Versorgung gelangen kann. Sind Hausbrunnen nicht an das vorhandene öffentliche Netz angeschlossen, verlangen Gemeinden von den BesitzerInnen meistens den Nachweis der Trinkwasserqualität.

Die Qualität orientiert sich üblicherweise an den Parametern der Trinkwasserverordnung (TWV), wobei der Nitratwert gerne als wichtigster Faktor angesehen wird. Nitrat ist ein Teil des Stickstoffkreislaufs und daher in geringen Konzentrationen praktisch immer in natürlichen Wässern zu finden. Doch erst durch den menschlich bedingten Eintrag, wie das Ausbringen von Düngemitteln in zu hohen Mengen, durch undichte Senkgruben, Kanalsysteme oder Deponien, werden Konzentrationen erreicht, die die menschliche Gesundheit gefährden. Für Trinkwasser wurde daher mit der TWV (BGBl. II Nr. 304/2001) ein Grenzwert von 50 mg/l festgesetzt – eine Senkung, da in Österreich davor ein Nitrat-Grenzwert von 100 mg/l gültig war. Dies war nicht nur aus Gesundheitsgründen, sondern auch nach EU-Recht erforderlich.

Wasseraufbereitung

Die Qualität des Wassers wird nicht nur durch den Gehalt an Schadstoffen bestimmt. Einer der als maßgeblich beurteilten Parameter ist die Wasserhärte. Sie bestimmt unter anderem den Geschmack, aber auch die Lebensdauer von diversen Haushaltsgeräten oder den Aufwand, der bei der Reinigung von sanitären Einrichtungen betrieben werden muss. Ist man an eine öffentliche Wasserleitung angeschlossen, hat man zwar die Gewissheit, dass ein großer Aufwand betrieben wird, um die gesundheitliche Unbedenklichkeit des Wassers zu garantieren, aber es gibt keinen Anspruch auf weitere Parameter, die die Qualität beeinflussen.

Dies führt dazu, dass in vielen Haushalten der Einbau einer Wasserenthärtungsanlage als notwendig erachtet wird. Diverse Werbung, die in Horrorszenarien vor zu hartem Wasser warnt, unterstützt solche Bestrebungen. Darüber hinaus haben findige Hersteller von Wassersaufbereitungsanlagen den vielversprechenden Markt entdeckt und bieten Wasserbehandlungen weit in den esoterischen Bereich hinein an. Einige scheuen dabei nicht, gesetzlich festgelegte Parameter als ungenügend bis falsch zu bezeichnen. Behauptungen, es gäbe gar kein gesundes Wasser mehr, und nur behandeltes Wasser sei wie natürliches, sagen alles. Während früher viele dubiose Anbieter vom Tür-zu-Tür-Geschäft lebten, nimmt inzwischen durch die Ausschöpfung aller Werbemöglichkeiten die Verbreitung immer mehr zu. Potenzielle KundInnen finden sich in Haushalten mit angeschlossenem Leitungsnetz und noch mehr in solchen mit Hausbrunnen.

AK-Untersuchungen

Die Anzahl der Hausbrunnen ist in Österreich im EU-Vergleich relativ hoch, allerdings von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. Einer der Hauptgründe ist sicher die Anzahl der Streusiedlungen bzw. das Ausmaß der Zersiedelung allgemein. Die Bemühungen, den Anschlussgrad zu erhöhen, haben in Österreich zwischen 2006 und 2011 deutlich Erfolge gezeigt. Einzige Ausnahme dabei ist Oberösterreich, das die Liste des Anteils an Hausbrunnenbesitzer deutlich anführt (siehe Kasten).

Die AK-Oberösterreich führt bereits seit vielen Jahren Brunnenwassertests in den bekannten Grundwasserproblemgebieten (Eferdinger-Becken, Machland bzw. Traun-Enns Platte) durch, um ein größeres Problembewusstsein für die Wichtigkeit regelmäßiger Überprüfungen des Hausbrunnens zu schaffen. 2016 konnten 278 Wasserproben ausgewertet werden, wobei 26 einen Nitratwert über dem zulässigen Höchstwert von 50 mg/l aufwiesen. Der gemessene Spitzenwert lag bei 171 mg/l (!). 

Ein Vergleich mit den Vorjahresergebnissen zeigt kaum Änderungen in den oberösterreichischen Hausbrunnen – obwohl entsprechende Mittel für umweltgerechte Bewirtschaftung bereitgestellt werden.