Schwerpunkt

Problemstoff Plastik

Interview mit Werner Boote: Doku im Kinoformat: „PLASTIC PLANET“

Was hat Sie zum Film motiviert?

Alles begann 1999 mit einem Artikel, wonach Fische in einem englischen Fluss durch Abwässer aus einer Kunststofffabrik geschädigt worden sein sollen. Ich habe nachgefragt, bin dann auf einen Artikel zu Fertilität bei Eisbären gestoßen. Und so bin ich immer tiefer ins Thema vorgedrungen. Zuerst war ich bei den Recherchen allein, dank einer Förderung waren es am Ende 42 Mitarbeiter aus allen Bereichen und 2005 begann der Dreh.

Wie hat der Film Ihr Leben verändert?

Früher stand eine Plastikflasche beim Computer, die ich mit Leitungswasser gefüllt habe. Seit ich weiß, dass mit jeder Befüllung besorgniserregende Substanzen ausgeschwemmt werden, habe ich auf Glaskaraffe umgestellt. So radikal, wie die Familie, die nach der Filmpremiere versucht hat, Plastik ganz aus ihrem Leben zu verbannen, habe ich es nie gehandhabt. Aktuell bin ich sehr oft zu Vorträgen und Diskussionen zum Thema eingeladen. Mit meinem letzten Film „The Green Lie“ bin ich der Frage nachgegangen, wie wir mit den grünen Lügen der Konzerne umgehen sollen. Manche meinen, dass der Film ein zweiter Teil zu „Plastic Planet“ ist.

Was hat sich seit Plastic Planet getan?

Plastik hat nunmehr die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit als eine Bedrohung für Gesundheit und Umwelt erreicht. Das ist einer der entscheidenden Punkte, damit nun gesetzliche Veränderungen in Bewegung kommen. Barack Obama hat in den USA ein Drei-Stufen-Programm zu Mikroplastik ins Leben gerufen. Diverse Plastiktütenverbote kamen, zuerst in Afrika, dann auch bei uns. Die Plastiktüte ist ja eine der dümmsten Erfindungen: Denn um etwas im Schnitt 22 Minuten zu verwenden, wird ein Material verwendet, das hunderte Jahre braucht, bis es zerfällt. Die Frage ist nun, wie lange der öffentliche Druck anhält, damit Politiker die Gesetze in eine bessere Richtung bringen, um Plastik einzudämmen. Ich habe schon so viele Ansagen von Politikern gehört. Wichtig ist, dass etwas getan wird. Maßnahmen müssen schon bei der Herstellung ansetzen.

Wie beurteilen Sie die geplante EU-Abgabe auf nicht-recycelte Plastikabfälle?

2009 haben wir vor allem auf Verbote von gefährlichen Stoffen sowie Transparenz und Kennzeichnung gesetzt. Heute glaube ich, dass auch eine Abgabe auf erdölbasierte Kunststoffe nötig ist. Insofern begrüße ich das, wenngleich es zu weit hinten, nur bei der Entsorgung ansetzt. Fragwürdig scheint mir aber, wenn der österr. Finanzminister die dafür erforderlichen 142 Mio. € einfach aus dem Budget begleichen und das nicht auf die Hersteller überwälzen will.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Natürlich wieder ein Film, natürlich habe ich Fragen. Der Film entsteht immer erst ganz am Schluss. So war es auch bei Plastic Planet. Im Film will ich dann das Publikum an meiner Suche nach Antworten teilhaben lassen.