Schwerpunkt
Neustart mit Chancen
Arbeitsmarkt nach Corona: Neue Offensive für Arbeitsplätze
550.000 beim Arbeitsmarktservice vorgemerkte Arbeitsuchende, 1,3 Millionen Arbeitnehmer*innen in Kurzarbeit: Mit diesen beiden Zahlen sind die verheerenden Folgen der COVID19-Pandemie auf dem heimischen Arbeitsmarkt schon beschrieben.
„Aus der Krise hinausinvestieren“ scheint Konsens auf EU-Ebene bei der Bewältigung dieser Folgen zu sein und muss die Strategie Österreichs prägen. Damit könnte endlich wirklich begonnen und beschleunigt werden, was schon vorher auf der politischen Agenda stand: Eine tiefgreifende Umgestaltung des wirtschaftlichen Lebens, ohne die die zunehmende soziale Ungleichheit, die digitale Revolution und insbesondere die Abwehr und Milderung der Klimakatastrophe nicht bewältigt werden können. Arbeitsmarktpolitik kann und muss eine solche Strategie unterstützen wie die drei folgenden Ansätze zeigen.
- So ist in der COVID19-Krise klar geworden, wie wichtig öffentlich bereitgestellte soziale Dienstleistungen sind. Trotz der im Vergleich leistungsfähigen sozialstaatlichen Institutionen sind aber auch in Österreich erhebliche Defizite sichtbar geworden – etwa bei der Betreuung von Kindern und älteren Menschen. Ein arbeitsmarktpolitisch unterstützter Auf- und Ausbau von Beschäftigung im öffentlichen sozialen und ökologischen Interesse kann helfen, solche Defizite auszugleichen und gleichzeitig Arbeitslosigkeit reduzieren.
- Arbeitsstiftungen sind ein erprobtes Instrument zur Unterstützung struktureller wirtschaftlicher Veränderungen – sie ermöglichen arbeitslosen Arbeitnehmer*innen eine berufliche Neuorientierung. Sie sollten jedenfalls ausgebaut und auf die Bewältigung des ökologischen Wandels ausgerichtet werden.
- Ein existenziell gut abgesichertes individuelles Recht auf berufliche Weiterbildung samt entsprechender Beratung und Begleitung wäre eine sinnvolle Ergänzung. Denn Entscheidungen zum beruflichen Neustart von Beschäftigten sollten in Zeiten beschleunigten Wandels ermöglicht und unterstützt werden.
Ein rasches Ende des Einbruchs auf dem Arbeitsmarkt ist nicht sehr wahrscheinlich. Umso besser ist es daher, dass die notwendige bessere existenzielle Absicherung der arbeitslos Gewordenen möglich zu werden scheint. Aber das alleine wäre nicht genug. Arbeitsmarktpolitik kann und soll auch den Einstieg in eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit ermöglichen. Um den Arbeitsmarkt zu entlasten, vor allem aber um den Menschen in Österreich mehr Zeit und Freiheit für die Erfüllung ihrer sozialen, ökologischen und kulturellen Bedürfnisse zu geben.