Editorial: Grüner Nebel
Angesichts der vielen neuen und wohlklingenden Begriffe für vermeintlich nachhaltige, grüne Finanzierungsformen und Finanzprodukte ist es schwierig das wirklich wichtige Ziel einer nachhaltigen Wirtschaft und Lebensweise nicht aus den Augen zu verlieren. Dieses Ziel umfasst nicht nur das Abbremsen und Bewältigen des Klimawandels sondern auch eine Wirtschaftsweise, die neben ökologischen Zielen auch einen sozialverträglichen Strukturwandel ermöglichen soll. Fest steht, dass die weltweit dringend notwendigen Maßnahmen zum Ausstieg aus einer mit fossilen Energiequellen angetriebenen Wirtschaft Geld kosten. Der Investitionsbedarf für neue Infrastrukturen, für neue Produktionsweisen und vor allem für die Unterstützung der Menschen, die ihre Lebensgrundlagen durch Struktur- und Klimawandel verlieren werden, ist groß. Ob dafür aber wieder einmal primär der Markt – konkret der Finanzmarkt – die passenden Lösungen bieten kann, muss dringend bezweifelt werden. Die Erfahrungen der Vergangenheit legen nahe, dass es denjenigen, die mit dem Wort „green finance“ ihr nach wie vor wenig ökologisch oder sozial orientiertes Investitionsverhalten beschönigen wollen, nicht um die Erreichung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung geht. Beispiele dafür sind der Handel mit CO2-Zertifikaten bis 2012 oder REDD+, ein neues Programms das eigentlich der Erhaltung der Waldgebiete dienen soll, bei dem sich die wahren Verschmutzer von Verpflichtungen freikaufen während die betroffene Bevölkerung weiter ins Aus gedrängt wird. Ähnliche unerwünschte Nebeneffekte sind auch bei anderen neuen Finanzierungsprogrammen zu befürchten. Es ist zwar zu sehr begrüßen, wenn sich die EU und andere Staaten bemühen, deutlich mehr Geld für den Klimaschutz in die Hand zu nehmen, aber dies darf sie nicht daran hindern, auch klare rechtliche und sozial gerechte Rahmenbedingungen zu schaffen. Und wer den Finanzcrash 2008 nicht ganz vergessen hat, sollte sich von den Gurus für grüne Anleihen und grüne Bankprodukte nicht den Geist vernebeln lassen.