AK-Studie: AK-Wohlstandsbericht – Monitor für sozialen Fortschritt

Der Zweck des Wirtschaftens ist Wohlstand. Das ist weitgehend unumstritten. Weniger eindeutig ist, wie Wohlstand gemessen wird. In den letzten zehn Jahren gab es einige prominente Initiativen, die sich um eine neue Wohlstandsdefinition bemühten. Viel Aufmerksamkeit erlangte eine Kommission unter der Leitung von Joseph Stiglitz, Amartya Sen und Jean-Paul Fitoussi, deren 2009 veröffentlichten Vorschläge zur Messung wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und sozialen Fortschritts die europäische Diskussion nachhaltig prägten. Auf Grundlage der Empfehlungen dieser Kommission veröffentlicht Statistik Austria seit 2012 einen jährlichen Bericht zur Frage „Wie geht’s Österreich?“, der anhand von 30 Schlüsselindikatoren (neben dem BIP) und zahlreichen Subindikatoren sozialen Fortschritt greifbarer machen soll. Darüber hinaus bekannten sich im Jahr 2015 die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen mit der Verabschiedung der 17 „Sustainable Development Goals“ dazu, sich weltweit um sozial ausgewogene und ökologisch tragfähige Entwicklung zu bemühen.

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Die AK orientiert ihre wirtschaftspolitischen Forderungen seit einigen Jahren an einem neuen magischen Vieleck der Wirtschaftspolitik. Aspekte ökonomischer Stabilität stehen dort gleichberechtigt neben den Zielen hoher Lebensqualität, eines fair verteilten materiellen Wohlstands, guter Arbeit und Vollbeschäftigung sowie einer intakten Umwelt. Zur Entwicklung von Strategien, mit denen sich Ansätze einer wohlstandsorientierten (Wirtschafts-)Politik besser im politischen Diskurs verankern lassen, hat die AK 2016 am Institut für Politikwissenschaften an der Universität Wien eine Studie in Auftrag gegeben. Eine der Empfehlungen der Studienautoren war, im Umfeld der Bundesregierung einen zwischen den Ressorts abgestimmten Wohlstandsbericht zu erstellen. Solange das nicht geschieht, wird die AK selbst in Vorleistung treten und auf der Grundlage der eigenen Expertise einmal jährlich einen Bericht zur Wohlstandsentwicklung in Österreich herausgeben. Der erste wurde Ende Mai– durchaus mit medialer Resonanz – der Öffentlichkeit präsentiert.

In fünf Zieldimensionen zu je fünf Indikatoren –diesen reichen vom Gender Pay Gap bis zur Feinstaubbelastung – bewerten AK-ExpertInnen die aktuelle Wohlstandsentwicklung in Österreich mit jeweils 0 bis 4 Punkten. Ergänzend zur Datenaufbereitung im Projekt „Wie geht’s Österreich?“ wirft die AK dabei auch einen Blick in die nahe Zukunft. Aus den Bewertungen werden pro Indikator sowie in zusammenfassenden Schlussfolgerungen Empfehlungen abgeleitet, wie der Wohlstand durch sozial-, wirtschafts- und umweltpolitische Maßnahmen weiter zu steigern ist. Insgesamt wird die nachhaltige Entwicklung des Wohlstands relativ günstig eingeschätzt.

In den Dimensionen ökonomische Stabilität und Lebensqualität werden die Ziele schon weitgehend erreicht. Handlungsbedarf besteht hingegen bei Verteilungs-, Beschäftigungs- und Umweltfragen. Ein Ausbau sozialer Dienstleistungen, öffentliche Investitionen, Maßnahmen zur Verkürzung der Arbeitszeit und die progressive Weiterentwicklung wohlfahrtsstaatlicher Institutionen können bedeutende Beiträge zur Zielerreichung leisten.