AK-Studie: Pkw-Abgase: Kluft wird immer größer

Abgaswerte sind für die Autokäuferinnen und Autokäufer wichtige Kaufargumente. Unrealistische Angaben bei Kohlendioxid (CO2) bedeuten: Der Spritverbrauch liegt im Realbetrieb weit höher als es die Hersteller angeben. Seit Jahren wird über diese zunehmende Kluft diskutiert. Die AK hat dazu im Jahr 2015 eine Studie beauftragt und wollte wissen, ob die Autoindustrie daraus gelernt hat.

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Hierfür wurden die 30 neuzulassungsstärksten Fahrzeugmodelle in Österreich der Jahre 2014 bis 2016 für die Studie erfasst. Die vom Hersteller angegebenen CO2-Emissionen laut Typprüfung wurden fast ausschließlich aus veröffentlichtem Informationsmaterial (Kataloge, Preislisten, technische Daten etc.) entnommen. Anschließend wurde zu jedem Fahrzeugmodell in der Datenbank www.spritmonitor.de ein durchschnittlicher realer Kraftstoffverbrauch in Litern je 100 Kilometer ermittelt und in einen Emissionsfaktor CO2 in Gramm pro Kilometer umgerechnet. Als Ergänzung zu den Pkw mit Verbrennungsmotoren  wurden gesondert hybridelektrische Pkw erfasst, weil dieses kleine, aber ständig wachsende Pkw-Segment große Erwartungen bei Verbrauch und Umweltfreundlichkeit weckt.

Bis 2014 lagen CO2-Werte im Realverbrauch bei Pkw im Schnitt um über 30 Prozent über den Herstellerangaben. Bei einzelnen Modellen wie etwa dem Citroen C4 Picasso waren es sogar über 46 Prozent. Zwei Jahre später ist die Abweichung im Durchschnitt auf über 39 Prozent angewachsen, beim Audi A4 8W sogar um über 58 Prozent. Große Abweichungen von durchschnittlich 43 Prozent stellte das Umweltbundesamt bei Dieselfahrzeugen fest. Bei Hybridfahrzeugen waren die Abweichungen sogar dramatisch höher als bei Autos mit Verbrennungsmotoren: Um 54 Prozent bei Hybridfahrzeugen (Toyota Yaris 1,5), um sogar über 147 Prozent bei sogenannten „Plug-in-Hybriden“ (BMW X5 XDrive 40 E F15), die auch per Stromtankstelle aufgetankt werden können.

Fazit: Ein Auto, das auf 100 Kilometern laut Herstellerangaben rund 4 Liter Diesel verbraucht, benötigt demnach im Realbetrieb 5,7 Liter Diesel und damit im Jahr durchschnittlich um rund 194 Euro mehr an Spritkosten. Bezogen auf eine Behaltedauer von 10 Jahren, werden hier knapp 2000 € beim Verkauf „unterschlagen“. Mit dem neuen EU-weiten Prüfverfahren WLTC muss zwar realistischer getestet werden. Nach wie vor aber müssen diese Testergebnisse (RDE/Real Driving Emission Tests) bei CO2 den AutofahrerInnen nicht zwingend mitgeteilt werden. Bislang ist nur die Veröffentlichung der Laborergebnisse Pflicht. Diese sind mit realen Bedingungen auf der Straße oft nicht vergleichbar. Wie eine verbraucherfreundliche Reaktion aussehen kann, hat bislang nur der PSA-Konzern (Peugeot/Citroen/DS) vorgemacht: Dort werden die Ergebnisse der realistischen Verbrauchs- und Abgastests auf der Straße und im Labor allen Interessierten im Internet zugänglich gemacht. Dies sollte aus AK-Sicht für alle verpflichtend sein.  

Die Studie zeigt aber auch Verbesserungsbedarf beim Prüfverfahren auf. Für Hybridmotoren braucht es eigene Prüfkriterien, die auch den Abgasausstoß im Realverbrauch leicht nachvollziehbar wiedergeben. Ohne öffentlichen Druck wird das aber nicht gehen.