Kommentar: Heute schon von gestern?
Platzverbrauch, Klimawandel und Fracking, um nur einige zu nennen. Fast 27.000 Menschen starben 2014 auf den Straßen in Europa. Mobil sein bedeutet für Herrn und Frau Österreicher aber auch hohe Kosten. Die Konsumerhebung ergibt für 2010, dass ein ländlicher Vier-Personen-Haushalt im Monat etwa 615 Euro für seine Autos ausgibt, in Wien und generell in Städten mit Öffis als Alternative waren es etwa 180 Euro weniger.
Vorausschauende ExpertInnen und verantwortungsvolle PolitikerInnen auf der ganzen Welt zerbrechen sich daher ihre Köpfe, wie wir auch in Zukunft leistbar mobil sein können, ohne jedoch uns und unseren Planeten nachhaltig zu zerstören. Eine fragwürdige Meinungsmache inklusive Öffi-bashing betreiben Österreichs Auto(mobil)clubs in letzter Zeit. So wurden in den vergangenen Monaten immer wieder Artikel veröffentlicht, in denen der starke Zustrom zu den Öffis schlecht geredet und die (im ländlichen Raum) steigenden Pkw-Zahlen in Österreich hochgejubelt werden.
Allen Ernstes wird etwa in der April-Ausgabe einer dieser Zeitschriften gefordert, der motorisierte Individualverkehr müsse als Entlastung des überlasteten Öffi-Netzes in Wien stärker berücksichtigt werden. Offensichtlich fehlen den AutorInnen solcher Artikel grundlegende Daten: Alleine im Abschnitt der U6 zwischen Nussdorf und Westbahnhof sind täglich mindestens 76.000 Fahrgäste unterwegs. Jede Stunde nur eine einzige U-Bahn-Garnitur auf den Pkw verlagert, würde stündlich über 650 Pkws mehr am Gürtel bedeuten. Auch elektrisch betrieben ein schlechter Tausch. Die in den Artikeln wiederkehrende Botschaft „die Österreicher brauchen das Auto, um mobil zu sein“ klingt da heute schon so absurd wie „Kernkraftwerke bringen Österreich Wirtschaftlichkeit und Unabhängigkeit“ im kürzlich wieder aufgetauchten, über 30 Jahre alten Werbevideo aus Zwentendorf.