Kommentar: Visionen und Täuschungen
Welche? Zum Beispiel die groß angelegte unterirdische Speicherung von CO2 oder die Besiedelung der Meeresböden mit Robotern, die dort Fabriken und Kraftwerke zur Energiegewinnung bauen. Immerhin, der Blick über den Tellerrand hat sich gelohnt, offenbar ist das Motto „die Technik wird’s schon richten“ als Rettungsanker für gesellschaftliches bzw. Markt- und Politikversagen keine verkehrsspezifische Angelegenheit. Mit diesem Hintergrund wirken Ideen wie die flächendeckende Autobahn-Elektrifizierung für den Lkw-Verkehr, die öffentliche Finanzierung von Pkw-Ladeinfrastrukturen auf Autobahnen oder auch die Ausweitung des Einsatzes von Biodiesel fast schon harmlos. Nicht zu vergessen das EU-Weißbuch Verkehr mit dem Vorsatz, dass bis 2050 keine Autos mehr in Städten unterwegs sein sollen, die mit konventionellen Kraftstoffen betrieben werden. Ganz nebenbei hat sich damit anscheinend auch gleich das Platzproblem gelöst. Ganz besonders weit verbreitet ist Dank Handy, Facebook und Co der Glaube, dass allein durch den Einsatz von Informationstechnologien unsere Verkehrsprobleme lösbar seien. Die beste Internetverbindung nützt jedoch nichts, wenn Tarife unverständlich und Tickets nicht stornierbar sind. Und mit Navi steht es sich im Stau auch nicht besser als ohne – zumindest hat man damit aber die überflüssige Gewissheit über den aktuellen Standort. Dabei wäre vieles ganz einfach durch kleine Änderungen des eigenen Verhaltens und des Angebots zu verbessern, aber genau darin liegt offenbar der Kern der Verweigerung. Ich glaube nicht, dass mein funkelnagelneues Handy meine Mobilität nachhaltiger macht. Da muss ich mich wohl schon selber bei der Nase nehmen. Effizienter und vor allem effektiver dürfte allerdings die Fortbewegung zu Fuß, mit dem Rad und den Öffis sein.