AK-Studie: Produktion in Österreich – „Landkarte der Dekarbonisierung“
Die Dekarbonisierung der Wirtschaft wird Gewinner und Verlierer hervorbringen. Vom Wegfall bestimmter Produkte oder dem Umbau von Produktionsprozessen sind Beschäftigte in manchen Sektoren und Regionen stärker betroffen als in anderen. Um die Datengrundlage für die Diskussion zu notwendigen Maßnahmen zur Unterstützung eines gerechten Übergangs in eine klimaschonendere Wirtschaft („Just transition“) zu verbessern, hat die AK Wien das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) damit beauftragt, eine „Landkarte der Dekarbonisierung“ für Österreich zu erstellen. Dabei werden unterschiedliche Aspekte emissionsintensiver Wirtschaftstätigkeiten bzw. Wertschöpfungsketten betrachtet.
Zunächst geht es um jene Unternehmen bzw. Anlagen aus der emissionsintensiven Industrie und dem Energiesektor, die vom EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) umfasst sind. EU-weit entfallen auf diese rund 45 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen, in Österreich sind es immerhin 40 Prozent. Für die betroffenen Anlagen werden nicht nur wesentliche Kennzahlen wie Beschäftigung und Umsatz erhoben. Sie werden so weit wie möglich auch räumlich verortet. Die größten Emittenten aus dem Energiesektorbefinden sich demnach in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Steiermark. Wenig überraschend sind jene aus der Industrie mit der voestalpine in Oberösterreich und der Steiermark sowie – mit der OMV – in Niederösterreich angesiedelt.
In einem weiteren Schritt werden Branchen bzw. Unternehmen identifiziert, die entweder auf emissionsintensiven Vorleistungen – gleichermaßen aus dem In- und Ausland – beruhen oder selbst Vorleistungen für emissionsintensive Wertschöpfungsschritte erbringen. Dafür sind – sowohl in sektoraler als auch regionaler Hinsicht – relativ feine Input-Output-Modelle erforderlich. Standard-IO-Modelle betrachten jedoch primär die nationale Ebene. Für regionalökonomische Fragestellungen müssen sie stärker ausdifferenziert werden. Hier wird daher auf Bezirke abgestellt. Auch bei der sektoralen Dimension muss zumindest bei der vergleichsweise energie- und emissionsintensiven Sachgütererzeugung stärker ins Detail gegangen werden, als dies standardmäßig der Fall ist. So wird ein Input-Output-Modell entwickelt, mit dem auch relativ spezifische, für die Aufgabenstellung aber höchst relevante Fragestellungen (bspw. zu indirekten Emissionen) bearbeitet werden können.
Der dritte Teil der Studie dient schließlich der Aufbereitung eines Anwendungsfalls für die zuvor entwickelten Datengrundlagen. Anhand der „Herstellung von Kraftfahrzeugen“ soll aufgezeigt werden, welche Auswirkungen Veränderungen der Nachfrage infolge der klimapolitischen Vorgaben im Verkehrsbereich auf einen ganzen Produktionszweig haben können. Nicht nur führt der angestrebte Übergang vom Verbrennungsmotor zum E-Antrieb zu strukturellen Veränderungen innerhalb der Branche. Die politisch gewünschte Verschiebung der personenbezogenen Mobilität vom motorisierten Individualverkehr zu anderen Mobilitätsformen (insb. ÖV, Radverkehr) soll die Nachfrage nach Kraftfahrzeugen insgesamt eindämmen. Durch die Anwendung des spezifisch entwickelten Input-Output-Modells sollen vor diesem Hintergrund Risiken, aber auch Chancen für regionale Beschäftigungsstrukturen sichtbar werden.