Kommentar: Falsche Helden
Die COVID-19 Pandemie mit über 90 Prozent weniger Flügen hat den Luftverkehr beinahe zum Erliegen gebracht. Für die Luftfahrt sind Zeiten angebrochen, die noch vor Monaten unvorstellbar waren. Das Ende von Laudamotion in Österreich kann jedoch nicht Corona angelastet werden. Es war bereits Monate zuvor angedroht worden und ist angesichts von Geschäftspraktiken, die auf einem beinharten Verdrängungswettbewerb mit Ticketpreisen unter jeglicher Kostendeckung basieren, keine Überraschung. Der Eigentümer Ryanair hatte bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass – wenn seine Spielregeln nicht akzeptiert werden, der Standort verlassen wird.
Überraschend ist jedoch, dass diese Art der Unternehmensführung immer wieder Unterstützung findet und anfangs von Politikern, Flughafenbetreibern und den Medien bejubelt wird. 2018 war der Zuschlag für die insolvente AirBerlin Tochter FlyNiki an Niki Lauda und die daraus neu entstandene Laudamotion von der türkis-blauen Bundesregierung als österreichische Lösung bejubelt worden, obwohl Mitarbeiter*innen und Gewerkschaftern dessen Anstellungspraktiken über Leihfirmen und niedrige Gehälter stets stark kritisiert hatten. Ein Jahr später war die gefeierte Lösung auch schon wieder Geschichte. Noch im gleichen Jahr hatte Lauda das gesamte Unternehmen an die Billigairline Ryanair verkauft.
War dies vorauszusehen? Lauda, der „nichts zu verschenken“ hatte, bescherte seinen ehemaligen Mitarbeiter*innen äußerst turbulente Zeiten, begleitet von sich massiv verschlechternden Arbeits- und Gehaltsbedingungen mit Auswirkungen auf die gesamte Branche. Sollten Aussagen des Ryanair Chef O’Leary, wie “heute müssen Unternehmer sagen, unsere Beschäftigten sind unser wichtigstes Asset. Was für ein Schwachsinn. Die Beschäftigten sind unser größter Kostenblock und viele sind so faul, dass wir sie ständig in den Hintern treten müssen“ nicht zur Vorsicht mahnen? Ist es nicht schon längst Zeit diese Art von Unternehmer nicht mehr als Helden zu verehren?