Leben
Wie lassen sich die Ewigkeitschemikalien PFAS in den Griff bekommen?
Die ewigen Chemikalien sind überall. PFAS werden seit den 1950er-Jahren eingesetzt und werden bis heute bei der Herstellung vieler Haushaltsprodukte verwendet. Sie finden sich in Hautcremes und Kosmetika, Auto- und Fußbodenpolitur, Klarspüler für Geschirrspüler, sie kommen zum Einsatz bei Textil- und Gewebebehandlungen, sie beschichten Lebensmittelverpackungen wie Popcornsackerln für die Mikrowelle oder Bratpfannen und auch Sport-, Regen- und Outdoor-Bekleidung. Sie werden industriell in Flammschutzmitteln, Farben, Lacken, Beschichtungen, Elektrogeräten, aber auch in medizinischer Ausstattung sowie in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt. Jahrelang wurden sie in Feuerlöschschäumen verwendet, daher sind Flughäfen in Österreich Hotspots für eine zu hohe PFAS-Belastung im Boden. Insbesondere in Kosmetikprodukten lassen sie sich nachweisen. Die AK Oberösterreich testete im Frühjahr 2024 gemeinsam mit der Umweltberatung und wurde in 15 Kosmetikprodukten fündig.
Der Vorteil dieser „Ewigkeits-Chemikalien“? Sie sind aufgrund ihrer künstlichen Herstellung wasser-, fett- und schmutzabweisend, widerstandsfähig und nicht entflammbar. Allerdings können sie gerade wegen dieser Eigenschaften in der Umwelt kaum abgebaut werden. Und sie wirken sich leider negativ auf unsere Gesundheit aus. So können PFAS das Risiko für Nieren- und Hodenkrebs erhöhen. Als besonders kritisch wird von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Eigenschaft bestimmter PFAS gesehen, das Immunsystem zu beeinträchtigen. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA hat verschiedene Untergruppen von PFAS als vermutlich krebserregend und reproduktionstoxisch eingestuft, weil sie das Kind im Mutterleib und Säuglinge über die Muttermilch schädigen können. Daher lautet der Vorschlag der Behörde, künftig viele PFA-Stoffe zu verbieten.
PFAS — Verbot einer Schlüsseltechnologie?
Vor allem für Trinkwasser, das Lebensmittel Nummer eins, wäre ein weitreichendes PFAS-Verbot unverzichtbar. In Österreich wurden PFAS bis vor kurzem nur punktuell im Grundwasser gefunden. Aufgrund der besonderen Natur der Ewigkeitschemikalien kann sich dieser Befund rasch ändern. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben dazu geführt, dass die maximal zulässige, wöchentliche Aufnahmemenge mit der Novelle der Trinkwasserrichtlinie von der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA deutlich gesenkt wurde. Aufgrund dieser strengeren Werte gelten österreichweit nun etwa elf Prozent des Grundwassers als mit PFAS verunreinigt. Dieses Wasser muss aufwendig aufbereitet werden, damit es wieder als qualitativ hochwertiges Trinkwasser gelten kann. Die Kosten dafür haben in der Regel die Konsument:innen zu tragen. Bei der Aufbereitung entstehen PFAS-haltige Rückstände, die wieder entsorgt werden müssen. Zudem sind Aufbereitungstechnologien aufgrund ihrer technischen Komplexität ressourcenintensiv (Wasser, Energie, Behandlungschemikalien etc.). Für die Wasserversorgung sind Lösungen nötig, die bereits den Einsatz von PFAS an der Quelle reduzieren. Dies könnte am besten durch ein EU-weites Verbot aller PFAS-Anwendungen erreicht werden, mit nur wenigen Ausnahmen für Schlüsseltechnologien, damit die „Ewigkeitschemikalien“ nicht weiter in die Umwelt und damit über (Grund-)Wasser und Böden in unsere Lebensmittel gelangen.
PFAS sind Schlüsseltechnologien in der Medizin, aber auch für die Energie- und Verkehrswende. Sie können beispielsweise in Batterien, Photovoltaikanlagen, Stromnetzen und Windenergieanlagen eingesetzt werden. Leider ist nicht bekannt, in welchen konkreten Produkten PFAS enthalten sind. Daher ist es auch nicht so einfach, die betroffenen Bestandteile zu analysieren. Übergangsfristen von bis zu 13,5 Jahren sowie Ausnahmen für unverzichtbare Anwendungen von PFAS, wie sie die ECHA vorsieht, könnten ein gangbarer Weg sein für einige dieser Schlüsseltechnologien. Bei Gütern des täglichen Bedarfs jedoch sollte in Zukunft darauf besser verzichtet werden. Auch die Industrie ist gefordert, sich Alternativen zu überlegen. PFAS-Ersatzstoffe dürfen nicht schädlich sein. Jetzt zu handeln ist eindeutig der nachhaltigste und wirksamste Weg, um die Belastungen für Konsument:innen durch PFAS zu begrenzen und die wertvollen Wasserressourcen für heutige und künftige Generationen vor Verunreinigungen zu schützen.