Wirtschaft & Umwelt - Zeitschrift für Umweltpolitik und Nachhaltigkeit

Kontroverse: Höher, breiter, schwerer: Sollten Maximalgrößen für Pkw gesetzlich festgelegt werden?

Pro:
„Nur eine EU-Verordnung für Downsizing und ressourcenschonende Produktion bringt uns die Autos, die wir in Zukunft wirklich brauchen.“ 

In meiner Kindheit war ein VW Golf 3,7 Meter lang und wog 805 Kilogramm. Heute ist er 4,3 Meter lang und fast doppelt so schwer. Trotzdem sitzen heute weniger Menschen im Auto und ein Geländewagen mit oder ohne Offroad-Eigenschaften, auch SUV genannt, ersetzt heute oft den Golf als Familienauto.

Verkehrssicherheitsvorschriften sind nur zum Teil dafür verantwortlich. Ein großer Teil des Mehrgewichts ist schlicht fragwürdiger Luxus: schwere und breite Räder, bullige Karosserien, hoher Radstand, Glasdach etc. Dieser Trend ist nicht nachhaltig und bringt viele Probleme mit sich. Relativ harmlos ist noch das immer schwierigere Parken in der Tiefgarage. Richtig (tod)ernst wird es aber bei einem Unfall. Denn breite und schwere Autos haben große Folgen für den Unfallgegner, egal ob Fußgänger:in, Radfahrer:in oder Kleinwagen. Die Masse eines Fahrzeuges kann durch keine Sicherheitstechnik ausgeglichen werden. Die grausame Faustregel lautet: Wer im größeren Auto sitzt, überlebt. 

Der eigentliche Verlierer ist aber die Umwelt. Mehr Gewicht im Auto bedeutet einfach auch mehr Ressourcenverbrauch und CO2 bei der Herstellung, mehr Bremsabrieb und mehr Energieverbrauch beim Fahren. Dieser Teufelskreis wird durch Elektroautos noch einmal auf die Spitze getrieben.

Den großen Profit holen Hersteller gerade beim XXL-Format. Auf eine Selbstregulierung der Hersteller zu hoffen, ist daher sinnlos. Nur eine neue EU-Verordnung für Downsizing und ressourcenschonende Produktion bringt uns die Autos, die wir in Zukunft wirklich brauchen.

Con:
„Klar ist, dass der Hauptgrund, warum Pkw immer größer werden, darin liegt, dass immer mehr Assistenz- und Sicherheitssysteme von Seiten der EU vorgeschrieben und in die Fahrzeuge eingebaut werden müssen.“ 

Die enormen Entwicklungen bei der Sicherheitstechnik von Pkw haben unweigerlich auch zu einer Zunahme von Größe, Gewicht und, dadurch begründet, auch der Leistungsdaten geführt. Die heute wesentlich aufwendigeren Karosseriekonstruktionen und andere essenzielle Sicherheitsverbesserungen haben in den vergangenen Jahren Tausende von Menschenleben gerettet. Die Zahl der Verkehrsopfer konnte nicht zuletzt dadurch auf ein Siebentel des negativen Spitzenjahres 1972 reduziert werden. 

Auch das Ansteigen der durchschnittlichen PS-Leistungen steht in unmittelbarem Zusammenhang mit diesen Faktoren. Um ein Fahrzeug mit höherem Gewicht zu bewegen, ist ein Motor mit adäquater Leistung notwendig. Ist diese zu niedrig angesetzt, steigen Verbrauch und Emissionen. Ein durchschnittlicher Pkw beschleunigt damit weder maßgeblich rasanter als ein Vergleichsmodell früherer Jahre, noch erreicht er signifikant mehr Höchstgeschwindigkeit. 

Verantwortlich für den Rückgang des Marktangebots bei Kleinwagen sind somit nicht nachlassendes Kundeninteresse, sondern in erster Linie wirtschaftliche Gründe. Die strengen Vorgaben der EU betreffend Emissionsreduzierung und Assistenzsysteme verteuern die Produktion kleinerer Fahrzeuge massiv. Während die dadurch gestiegenen Kaufpreise in höheren Segmenten darstellbar sind, wird es für die Automobilhersteller immer schwieriger, diese auch für Kleinwagen noch kundengerecht zu kalkulieren.

Darüber hinaus sind natürlich Kundenwünsche in Hinsicht auf Transportvolumen und Freizeitgestaltung zu berücksichtigen.