Kontroverse: Fernwärme: umweltfreundlich und transparent?
Pro: Fernwärme ist umweltfreundlich, sicher, sauber und bequem.
Die Rekord-Kältewelle von Februar/März 2018 hat gezeigt: Auf die Versorgung mit Fernwärme ist Verlass. In dieser Zeitspanne wurde die größte Wärmemenge seit Jahrzehnten gebraucht – und problemlos geliefert. Noch dazu besonders umweltfreundlich: Durch den verstärkten Einsatz von Biomasse, Müll, Geothermie, Solarthermie und industrieller Abwärme wird Fernwärme bereits jetzt zu mehr als der Hälfte nachhaltig erzeugt. Neue Technologien werden schnell aufgegriffen und in die nachhaltigen Fernwärmesysteme intelligent integriert.
Diese Flexibilität macht sie auch in Zukunft unverzichtbar, denn Fernwärme eignet sich dadurch bestens, die Wärmewende in zumutbaren Schritten umzusetzen, ohne dass bei Versorgungssicherheit und Leistbarkeit Abstriche gemacht werden müssen.
Aktuelle Umfragen zeigen: 90 Prozent der Fernwärme-NutzerInnen sind mit ihrer Heizung „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Zuverlässigkeit, Sauberkeit und Umweltfreundlichkeit werden besonders geschätzt, mehr als 70 Prozent finden, dass Fernwärme „einfach bequem“ ist – wenig verwunderlich, denn Transport und Lagerung von Heizmaterial sowie regelmäßige Wartungsarbeiten sind unnötig. Der Fernwärmeversorger garantiert die technische Weiterentwicklung, ohne dass in der beheizten Wohnung etwas umgebaut werden muss.
Auch Kundendienst wird bei den Versorgern GROSS geschrieben. Für den Bereich Konsumentenschutz ist seit Anfang 2016 die staatlich anerkannte Schlichtungsstelle für Verbrauchergeschäfte unter der Leitung von Irmgard Griss zuständig.
Con: Fragen zur Heizkostenrechnung zeigen: Gesetzliche Regelungen sind notwendig.
Fernwärme gilt als umweltfreundlich. Aber wie sieht es mit den Rechten der KonsumentInnen aus? In Österreich werden 25 Prozent aller Wohnungen mit Nah/Fernwärme geheizt. In einer Studienreihe hat die Arbeiterkammer aufgezeigt, dass sowohl für WärmekundInnen die Heizkostenabrechnung als auch die Kundenverträge häufig sehr intransparent sind. Während die KonsumentInnen im Strom- und Gasbereich vor allem durch das 3. EU-Energiebinnenmarktpaket 2010 eine wesentliche Stärkung ihrer Rechte erfahren haben, fehlt im Wärmebereich ein derartiger Reformschritt.
Diese Ungleichbehandlung ist sachlich nicht gerechtfertigt, handelt es sich doch bei der Versorgung mit Energie um zentrale Leistungen der Daseinsvorsorge. Die Ungleichbehandlung wiegt besonders schwerwiegend, da die KonsumentInnen bei Unzufriedenheit oder bei Preiserhöhungen nicht einfach das Heizungssystem wechseln können. Aufgrund wirtschaftlicher, technischer und rechtlicher Restriktionen ist das in den meisten Fällen keine Option. Was bleibt also? Große Fernwärmeversorger setzen zwar freiwillige Maßnahmen, um Härtefälle zu vermeiden. Ohne Zweifel wichtig, um Menschen in Notlage zu helfen. Aber sie sind kein Ersatz für einheitliche gesetzliche Regelungen und damit Rechtssicherheit sowie durchsetzbare Rechte.
Daher fordert die Arbeiterkammer seit Jahren eine gesetzliche Stärkung der KonsumentInnenrechte bei der Wärmeversorgung, vergleichbar mit jenen für Strom- und GaskundInnen. Diese Forderung richtet sich in erster Linie an die Bundesregierung. Eine Unterstützung der großen Energieversorger wäre aber sicher sehr hilfreich.