Betrieb

Salzburger Zellstofferzeuger auf Umweltkurs

Im Jahr 2017 wurde das Unternehmen als Gesamtsieger des Energy Globe Award Austria für das Projekt „Öko-Energie für Salzburg aus Nebenströmen der  Zellstoffproduktion“ ausgezeichnet. Überhaupt: Die aktuelle Umweltbilanz des Halleiner Unternehmens kann sich sehen lassen. Das war nicht immer so. 

127 Jahre Zellstoffproduktion in Hallein

Die Gründung der Zellstofferzeugung in Hallein erfolgte bereits 1890.  Für den Standort sprach die gewährleistete Versorgung mit Fichtenholz als Rohstoff.  Die Nutzung der Wasserkraft der Salzach war möglich und mit dem Salz aus dem Dürrnberg lieferte die Saline Hallein die Grundlage für die Herstellung von Chlor und Bleichlauge. Ab 1898 wurde in Hallein auch Papier produziert.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Produktion fortlaufend und massiv ausgebaut, die Belastung der Umwelt war dabei vorerst kein Thema.  1979 war die Halleiner Papierfabrik mit 6.000 t/a der größte SO2 Emittent des Landes.  Die Abwasserbelastung der Salzach erreichte mit einer täglichen Schmutzfracht in der Dimension einer Stadt mit mehr als 1.400.000 Einwohnern einen  Höhepunkt. Die Salzach zählte zu den dreckigsten Flüssen.

Zitat eines Umweltbeamten: „Das Abwasser war durch die Chlorbleiche und durch die Abwässer aus dem Holzaufschluss so braun und dunkel, dass in Salzburg die Salzach nur dann grün war, wenn der Betrieb Ferien machte.“

Wirtschaftlich lief es Ende der 70er Jahre nicht so gut. Dem Bestand des Betriebes und der Erhaltung der Arbeitsplätze wurden gegenüber der Abwassersanierung der Vorrang eingeräumt. Das änderte sich auch nicht nach der Übernahme des Betriebes von Borregaard  durch die PWA. Der neue Eigentümer sah sich gleichfalls nicht in der Lage behördliche Fristen zur Abwassersanierung einzuhalten.

Erst Mitte der 80er Jahre formierten sich breit getragene Umweltinitiativen, die gegen die Verschmutzung der Salzach durch die Papier- und Zellstoffindustrie in Hallein mit Nachdruck protestierten. Kritik gab es auch an der schleppenden Vorgangsweise der Gewerbe- und Wasserrechtsbehörde bei der Sanierung.

Aktion „Grüne Salzach"

1984 erreichte der Konflikt einen Höhepunkt. Die Bürgerliste der Stadt Salzburg forderte die Schließung der Zellstoffproduktion in Hallein. Eine Sanierung wurde nicht für möglich gehalten. Den betroffenen Beschäftigten sollten Ersatzarbeitsplätze angeboten werden.

Gegen die Forderung der Bürgerliste formierte sich der gemeinsame Protest von Landespolitikern,  Arbeitgeber- und ArbeitnehmervertreterInnen in einer Demonstration unter der Parole „Umweltschutz ja, Arbeitsplatzvernichtung nein“. Unter den DemonstrantInnen war neben VertreterInnen der Landesregierung auch der Präsident der Arbeiterkammer.

1985 wurde ein Stufenplan zur Verringerung der Abwasserbelastung vorgeschrieben. Von der kritischen Umweltbewegung wurde aber bezweifelt, ob die Vorschreibungen dem Stand der Technik entsprechen. Die Möglichkeit der Umstellung auf ein chlorfreies Bleichverfahren bestimmte die weitere Diskussion. 1987 eskalierten die Auseinandersetzungen erneut mit Aktionen von Greenpeace AktivistInnen gegen die Umweltbelastungen aus der Chlorbleiche. Die folgenden Jahre waren aus umweltpolitischer Sicht zusammenfassend eine Erfolgsgeschichte. Mit realistischen Kompromissen gelang es der Verwaltung, die Sicherung von Arbeitsplätzen und Verbesserungen der Umweltqualität unter einen Hut zu bringen. Wirtschaftliche Schwierigkeiten des Betriebes mit einem Eigentümerwechsel 1995 erforderten Zugeständnisse. Fristen für Umweltschutzmaßnahmen wurden in den 90er Jahren aber nur vorübergehend ausgesetzt. Die Salzach wird stufenweise mit Unterstützung der öffentlichen Hand konsequent saniert. 2002 sind die Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen. Die Sanierung der Salzach ist damit ein Beispiel für den gelungenen Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie.

2009 Einstellung der Papierproduktion 

Nicht Umweltfragen sondern wirtschaftliche Überlegungen des Eigentümers führten 2009 zur Einstellung der Papierproduktion. Weil im Hintergrund von illegalen Absprachen zur Marktbereinigung zwischen dem finnischen Eigentümer M-real und dem südafrikanischen Papierriesen Sappi ausgegangen wurde, haben Arbeiterkammer und Land Salzburg eine Wettbewerbsbeschwerde bei der EU-Kommission eingebracht – leider erfolglos. 450 Mitarbeiter verloren ihre Beschäftigung.

2011 übernimmt die Schweighofer Gruppe die M-real Hallein 

Es begann die Umstellung der Produktion von Papierzellstoff auf Viskosezellstoff für die Hersteller von Textilfasern. 
56 Millionen wurden investiert und brachten auch wesentliche Vorteile für die Umwelt. 

Schweighofer Fiber etablierte sich mit einer Jahresproduktion von 150.000t hochreinem Viskosezellstoff erfolgreich am Exportmarkt Asien. Dazu werden rund 900.000 Festmeter Fichtenholz jährlich von den 246 Mitarbeitern verarbeitet. Das überwiegend nach PEFC zertifizierte Sägerestholz stammt Großteils von österreichischen und bayrischen Sägewerken. Der gesamte Energiebedarf wird nahezu aus erneuerbarer Energie abgedeckt. Das Unternehmen kann sich praktisch selbst versorgen. Reststoffe aus der Zellstoffproduktion werden optimal verwertet. Als Erzeuger von Bio-Energie  versorgt der Betrieb 17.000 Haushalte mit Ökostrom und 12.000 Haushalte in der Region Hallein und Salzburg mit Fernwärme. Umweltbelastungen sind kein Thema mehr und die betriebliche Umweltbilanz stimmt.

Das Kontrollsystem zur Produktkette umfasst: 

  • Ein betriebliches Informationssystem mit Aufzeichnungen über die Herkunft des Holzrohstoffes aus PEFC-zertifizierter nachhaltiger Waldwirtschaft; 
  • die Bestimmung verantwortlichen Personals für die innerbetriebliche Kontrolle der Produktkette und die Umsetzung des COC-Regelwerkes;
  • die Lagerbestandskontrolle und buchmäßige Erfassung der Holzströme zur Kontrolle des Anteils von zertifiziertem Holz