Betrieb
Die Bedeutung der Schiene für eine grüne Zukunft
Teile Österreichs ersticken im Transit. In ganz Europa wird der Straßengüterverkehr bis 2030 um 30 Prozent zunehmen. In Zahlen bedeutet das, dass rund 1 Million mehr Lkw unterwegs sein werden als heute. Dabei macht der Straßenverkehr allein in Österreich etwa 99 Prozent der CO2-Emissionen des gesamten Verkehrssektors aus. Zum Schutz des Klimas ist es daher essentiell, dass Österreich vom Lkw-Transitland zum Bahn-Transitland wird.
Mobilitätswende im Güterverkehr
Bessere Luftqualität, weniger Verkehrslärm und Staus bei gleichzeitig mehr Mobilität als heute erreichen wir nur dann, wenn der Verkehr in Zukunft deutlich klimaverträglicher und gesünder abläuft. Die Verlagerung des Transports, insbesondere des Transits, von der Straße auf die Schiene, ist entscheidend für unsere Umwelt. Dafür braucht es einen starken Schienengüterverkehr. Es wird intensiv nach Lösungen gesucht, um CO2-Emissionen zu reduzieren und damit nicht nur ein klimaneutrales Österreich, sondern auch Europa zu erreichen. Denn nur wenn unsere Emissionen reduziert werden, können wir unsere Lebensqualität langfristig positiv beeinflussen.
Was für die Schiene spricht
Ohne die Bahn wären die österreichischen aber auch die europäischen Klima- und Umweltziele jedoch nicht zu erreichen. Denn der Schienengüterverkehr ist eine wesentliche Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels. Der Verkehrssektor ist einer der größten Quellen der CO2-Emissionen und des Treibhauseffekts. Die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene ist dabei für die nächsten 10 bis 15 Jahre nicht nur unverzichtbar, sondern auch ein schneller und effizienter Weg, die immer steigenden CO2-Emissionen und die Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Während die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen weiter steigen, verbessern Schienengüterverkehrsunternehmen kontinuierlich ihre CO2-Bilanz. Gütertransporte auf der Schiene verursachen in Österreich im Unterschied zum Straßengüterverkehr 44-mal weniger CO2 und sparen damit österreichweit jährlich 1,1 Mio. Tonnen CO2.
Der spezifische Energieverbrauch ist 6-mal geringer als bei der Straße, der Strom wird dabei in Österreich vollständig aus erneuerbaren Energien gewonnen. Auch die Bahnhöfe, Büros, Werkstätten und Containerkräne werden österreichweit mit Grünstrom versorgt. Und auch weitere Länder in Europa werden in den nächsten Jahren dem österreichischen Beispiel folgen und den Schienengüterverkehr im Verkehrsmix fördern.
Zudem können hohe Lasten auf der Schiene transportiert werden. Aber auch die Lärmemissionen sind 3-mal geringer als im Straßengüterverkehr. Und hier sind noch nicht einmal die leisen Bremssohlen der ÖBB Rail Cargo Group miteingerechnet, mit denen alle in Betrieb befindlichen Güterwagen ausgestattet werden. Im Jahr 2019 wurden über 2.100 Güterwagen mit diesen versehen und reduzieren die internationalen Lärmemissionen der Schiene schon jetzt nochmal um die Hälfte.
Darüber hinaus verringern bewährte Sicherheitssysteme auf der Schiene die externen Kosten zum Schutz vor Lärm, Klimawandel, Umweltverschmutzung und Unfällen um ein Sechstel. Mit einer 8-mal geringeren Luftverschmutzung verzeichnet der Schienengüterverkehr jährlich 85-mal weniger Todesopfer als auf der Straße, die durch die Luft, aber auch Unfälle verursacht werden. Damit wird auch die Verkehrssicherheit durch den Güterverkehr auf der Schiene erheblich erhöht.
Die plan- und regelmäßigen Verbindungen auf der Schiene ermöglichen zudem einen pünktlichen Warentransport und haben einen geringeren CO2-Ausstoß als stehender Verkehr bei Staus an Grenzübergängen. Mit diesen Vorteilen gegenüber der Straße leisten Transporte auf der Bahn einen wesentlichen Beitrag zur Klimaneutralität, die mit einer vermehrten Verlagerung auf die Schiene noch eher erreicht werden könnte.
Rail Freight Forward – 30 by 2030
Vor diesem Hintergrund haben Schienengüterverkehrsunternehmen in ganz Europa die Initiative „Rail Freight Forward“ (RFF) ins Leben gerufen. Die ÖBB Rail Cargo Group ist Gründungsmitglied dieser Initiative, hält den Vorsitz inne. Österreich ist mit seinem Leitunternehmen RCA europäischer Musterschüler beim sogenannten Modalanteil. 30 Prozent der Güter werden auf der Schiene transportiert. Doch Güterverkehr findet primär international statt, daher ist es umso wichtiger auch auf europäischer Ebene, den Modalanteil von aktuell durchschnittlich 18 Prozent auf das gemeinsame Ziel von rund 30 Prozent zu erhöhen.
Um diesen Modalsplit europaweit zu erreichen benötigt es aber unterschiedliche Voraussetzungen: Eisenbahnverkehrsunternehmen müssen weiterhin ihre Hausaufgaben machen und in Innovation und Digitalisierung investieren. Europa benötigt eine einheitliche leistungsfähige Schieneninfrastruktur mit fairen Wettbewerbsbedingungen und einer Kostenwahrheit zwischen Straße und Schiene. Verkehrspolitische Rahmenbedingungen sollen darüber hinaus dazu führen, dass Eisenbahnunternehmen europaweit schneller, moderner und kundenzentrierter agieren können. Nur so kann es uns gelingen, den Klimaschutz in Europa voranzutreiben und ein lebenswertes Europa von morgen zu gestalten.
Der europäische Green Deal
Im Zuge der Initiative setzen sich die Mitglieder von Rail Freight Forward aber auch stark für die Ziele des Europäischen Green Deals der Europäischen Kommission ein. Die Europäische Kommission arbeitet bereits an einer Strategie für eine nachhaltige und intelligente Mobilität, die der Emissionsminderung bei allen Verkehrsträgern gewidmet ist.
Als einer der nachhaltigsten und sichersten Verkehrsträger spielt dabei die Bahn eine wichtige Rolle im europäischen Mobilitätssystem der Zukunft. Sie ist nicht nur umweltfreundlich und energieeffizient, sondern auch der einzige Verkehrsträger, der seine CO2-Emissionen fast ununterbrochen senken konnte, während das Beförderungsvolumen gleichzeitig zunahm.
Staatliche Anreize zur Ressourcenschonung, wie die Abschaffung des Dieselprivilegs und der Besteuerung von grünem Bahnstrom, könnten noch weiter dazu beitragen die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Eine Entkopplung des Wirtschaftswachstums von natürlichen Ressourcen – also mehr mit weniger herzustellen – hätte dabei einen höheren Nutzen für den Klimaschutz und damit unsere Gesellschaft als es Kosten verursachen würde.
Innovationen am Puls der Zeit
Auch wenn die wirtschaftlichen Herausforderungen der Verkehrsbranche gepaart mit äußeren Umwelteinflüssen – wie COVID-19 – die Entwicklungen des Schienengüterverkehrs derzeit erschweren, zeigt sich wie wichtig Investitionen sind, um Teil eines grünen Zukunftsmarktes zu sein. Nachhaltige Investitionen im Schienengüterverkehr – wie das Vorantreiben der digitalen automatischen Kupplung (DAK) in ganz Europa – ebnen den Weg für die weitere Erhöhung der Energieeffizienz im Güterverkehr. Die integrierte Strom- und Datenleitung der DAK ist gleichzeitig die Voraussetzung für eine umfassende Digitalisierung von Güterzügen und würde erstmals den vollautomatisierten Bahnbetrieb in ganz Europa ermöglichen.
Mit diesen Innovationen stehen wir heute vor einer Renaissance des Schienengüterverkehrs. Denn unsere Welt ändert sich rasant. Sie wird schneller, effizienter und nachhaltiger. Neue Technologien im Schienengüterverkehr tragen dazu bei, den Verkehrssektor von morgen zu gestalten und damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und einem klimaneutralen Europa zu leisten.
Die Schiene als Teil einer grünen Zukunft
Da der Verkehr in Europa 25 Prozent unserer Emissionen ausmacht, ist es essentiell nachhaltige Transportwege zu fördern. Die Folgen unserer Untätigkeit hätten einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft und besonders auf die der nächsten Generationen. Die Schiene ist die einzige Möglichkeit, Klimaziele und eine positive Wirtschaftsentwicklung zu vereinen. Als logistisches Rückgrat der Wirtschaft hat es sich die Bahn zur Aufgabe gemacht, ein lebenswertes Europa mit fairen Arbeitsbedingungen für die Zukunft zu schaffen – und davon profitieren nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere Umwelt.