Schwerpunkt

Export von Umweltlasten

Ökologische Ökonomie: Die Perspektive der Ökonomie

Bereits 2011 wurde per EU-Verordnung die Ergänzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) um eine vereinheitlichte Umweltberichterstattung als Ziel für alle Mitgliedstaaten festgelegt. Zwar werden die Verflechtungen mit dem Ausland darin bisher unzureichend berücksichtigt (siehe auch Beitrag Seite 10-13). Tatsächlich spielt aber in der von Wachstumsambitionen geprägten wirtschaftspolitischen Alltagsdiskussion selbst die einzelstaatliche Betrachtung der Zusammenhänge zwischen Ökologie und Produktion weiterhin eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. 

Auch in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung findet die Umwelt im Regelfall nur in ihrer Eigenschaft als handelbarer und bepreister Produktionsfaktor – in Form von Ressourcen oder Emissionszertifikaten – Eingang in Untersuchungen. Allerdings gibt es auch Bemühungen, die biophysikalischen Grundlagen der Produktion systematischer in die ökonomische Theoriebildung zu integrieren. 

Als disziplinäre Grenzen überschreitendes Forschungsfeld zur Analyse der Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Umwelt etablierte sich in den 1980er Jahren die ökologische Ökonomie. Ausgangspunkt der vergleichsweise heterogenen Analyseperspektiven sind die naturwissenschaftlichen Befunde zu den Grenzen der Ressourcenverfügbarkeit sowie der Belastbarkeit der Atmosphäre und anderer Umweltkompartimente. Trotz der verbreiteten Hoffnung auf eine zunehmende Entkopplung der wirtschaftlichen Wertschöpfung von stofflichen Kreisläufen besteht angesichts der biophysikalischen Grenzen die berechtigte Skepsis, dass das Wohlstandsniveau der westlichen Gesellschaften global verallgemeinerbar ist. Im Sinne der Armutsbekämpfung und der Entwicklung des globalen Südens rücken daher neben dem Kernziel der Ökonomie – effizienter Ressourceneinsatz – notwendigerweise auch Fragen der globalen Ressourcenverteilung und der Sicherung einer möglichst hohen Lebensqualität in einer langfristig tragfähigen Wirtschaft in den Fokus. Diese Aspekte verdeutlichen, dass die Regulation der Weltwirtschaft vollkommen neu gedacht werden müsste. Führt man sich dabei die aktuellen Probleme innerhalb Europas vor Augen, einen politischen Umgang mit der zunehmenden ökonomischen Ungleichheit zu finden, sind die Herausforderungen einer globalen Umsteuerung offenkundig