Schwerpunkt

Export von Umweltlasten

Österreichs Wasser- und Boden-Fußabdruck

Das Konzept des ökologischen Fußabdruckes wurde von William Ress und Mathis Wackernagel 1994 erstmals präsentiert. Es berechnet jene Fläche, die jeder einzelne Mensch durch seinen Konsum von Lebensmitteln, Energie, Wohnen, Verkehr etc. verbraucht. Nach diesen Berechnungen beträgt der ökologische Fußabdruck eines Österreichers, einer Österreicherin 5,3 Global Hektar (gha). Würden die global zur Verfügung stehenden bioproduktiven Flächen gleich verteilt, so stünden pro ErdbürgerIn im Schnitt nur rund 1,4 gha zu. Seit Ende der 1980er Jahre ist der ökologische Fußabdruck der Menschheit größer als die weltweite Biokapazität und liegt bei 2,2 gha – der Planet ist also übernutzt.

Wasser-Fußabdruck

Das Konzept des Wasser-Fußabdruckes ist analog zum Konzept des Ökologischen Fußabdrucks zu sehen. Beim ökologischen Fußabdruck wird der Verbrauch der Hektar pro Jahr gemessen, beim Wasser-Fußabdruck das erforderliche Wasservolumen in Kubikmeter pro Jahr. Der Wissenschaftler Davy Vanham hat sich den Wasser-Fußabdruck für Österreich genauer angeschaut. Demnach nutzen die ÖsterreicherInnen ein Vielfaches mehr an Wasser als die ca. 120 Liter pro Person und Tag, die üblicherweise als Haushaltsverbrauch angesehen werden. Der Wasser-Fußabdruck beträgt in Österreich 4.377 Liter pro Kopf und Tag, was in etwa 31 Badewannenfüllungen entspricht. 68 Prozent davon werden importiert (= externer Wasser-Fußabdruck). Dieser Wasserimport wird vor allem durch den Import von Produkten wie Baumwolle, Sojamehl, Kaffee und Kakao verursacht. 

Insbesondere die klimatischen Bedingungen bestimmen den regionalen Wasserverbrauch und oft auch die 
saisonalen Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit. Es ist bedeutsam, ob ein Produkt in einem wasserarmen Land produziert wird oder das Wasser während seiner Herstellung zu einer Zeit entnommen wird, in der Wasser in 
der Region ein knappes Gut ist oder Wasser währenddessen ausreichend zur Verfügung steht. So werden beispielsweise Kaffee und Kakao in Regionen angebaut, in denen es ausreichend hohe Niederschläge gibt. Obwohl diese Produktion sehr wasserintensiv ist (= großer Wasser-Fußabdruck), gefährdet sie den Wasserhaushalt in diesen Regionen nicht. Ganz anders sieht es hingegen bei der Produktion von Baumwolle aus. 

Negativbeispiel Baumwolle 

Für die Produktion von 1 kg Baumwolle werden im Durschnitt 10.000 Liter Wasser benötigt. Rund 53 Prozent der Baumwollfelder weltweit werden bewässert. Die Anbauorte sind meist in warmen Regionen zu finden, wo Süßwasser eine seltene Ressource ist. Weltweit produzieren die Länder China, USA, Indien, Pakistan und Usbekistan rund 70 Prozent der Baumwolle. Die negativen Auswirkungen des Baumwollanbaus sind unübersehbar, wie das bekannte Beispiel des Aralsees verdeutlicht: einst weltweit der viertgrößte Inlandsee, hat sich sein Volumen seit 1960 um 90 Prozent reduziert und die Versalzung vervierfacht. Für den intensiven Baumwollanbau wurde den beiden Zuflüssen Amudarja und Syrdarja über Jahre hinweg zu viel Wasser entnommen. Dies führte auch zu sozialen und ökonomischen Problemen für die Bevölkerung. Auch der Baumwollanbau in Ländern wie Indien oder Pakistan ist besonders wasserintensiv. Indien benötigt für die Herstellung von 1 kg Baumwolle 22.500 Liter Wasser, ein Drittel der Baumwollflächen muss bewässert werden. Neben den negativen Auswirkungen des Ressourcenverbrauchs sind aber insbesondere auch die schlechten Arbeitsbedingungen zu erwähnen. Die „Clean-Clothes-Campaign“ fordert seit Jahren höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für die Textilarbeiterinnen in den textilverarbeitenden Ländern ein. 

Bodennutzung

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2015 zum Internationalen Jahr der Böden erklärt. Die UNO will sich damit für mehr Bodenschutz weltweit einsetzen. Die Heinrich-Böll-Stiftung hat daher gemeinsam mit Umweltschutzorganisationen Daten und Fakten über Acker, Land und Erde zusammengetragen und den „Bodenatlas 2015“ herausgegeben (www.boell.de/de/bodenatlas). Dieser gibt eine umfassende Beschreibung über die ökologischen und sozialen Auswirkungen bei der Bodennutzung. Nach Angaben des „Bodenatlas 2015“ ist Europa der Kontinent, der am stärksten von Land außerhalb seiner Grenzen abhängig ist bzw. davon lebt, zudem verbraucht die EU immer mehr Land. So haben die ForscherInnen errechnet, dass die EU weitere 70 Millionen Hektar Land benötigt, um die Anforderungen an Bioenergie gemäß ihrem Klima- und Energierahmen 2030 erfüllen zu können. Es wird kritisiert, dass die Folgen für den Land-Fußabdruck Europas bei der Festlegung diese Ziele nicht berücksichtigt wurden. Derzeit beträgt der Land-Fußabdruck der EU geschätzte 640 Millionen Hektar, eineinhalb mal so viel wie die Fläche der 28 EU-Mitgliedstaaten zusammen. Ein UNO-ExpertInnengremium hat berechnet, wie viel Ackerland wir nützen dürften, wenn es denn fair verteilt werden würde. Das wären 0,2 Hektar Land pro Person und Jahr, also weniger als ein Drittel eines Fußballfeldes. EuropäerInnen verbrauchen derzeit 1,2 Hektar Ackerland pro Person und Jahr. 

Biodiversitätsverluste

Immer größerer Ressourcenverbrauch führt auch zu immer größerem Belastungsdruck für die Umwelt, worunter auch die Biodiversität leidet. Nach Angaben des WWF-Living Planet Reports hat sich im Zeitraum von 1970 bis 2010 die Anzahl der weltweit untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische halbiert. Haupt­ursachen dafür sind der Verlust, die Zerstörung und die Degradierung von Lebensräumen und Ökosystemen sowie die Übernutzung von Fischbeständen. Auch beim Verlust der biologischen Vielfalt gibt es deutliche Unterschiede. So konnten Staaten mit hohem Einkommen, wie z.B. die EU einen Zuwachs bei der Biodiversität verzeichnen, weil in den letzten Jahrzehnten verstärkt Maßnahmen gegen den Verlust gesetzt wurden. Länder mit niedrigem Einkommen hingegen haben hohe Biodiversitätsverluste hinzunehmen, weil sie beispielsweise für den Gewinn von Ackerflächen zum Anbau von Futtermitteln für Europa Regenwaldflächen zerstörten. 

Lösungsansätze?

Die beschriebenen Beispiele zum Ressourcenverbrauch sollen aber nicht zum Trugschluss führen, künftig keine Produkte mehr zu importieren. Vielmehr sollte die „virtuelle Nutzung dieser Ressourcen“, also der gesamte ökologische Fußabdruck, in die Analysen zur nationalen Lage der Umwelt viel mehr miteinbezogen werden. Insbesondere auch bei internationalen Umweltkonferenzen sollten die mit dem inländischen Konsum einhergehenden Umwelt- und sozialen Auswirkungen im Ausland 
bei den Diskussionen sowie Abschlussdokumenten stärker berücksichtigt werden. So könnte insgesamt ein nachhaltigerer Umgang mit endlichen Ressourcen gepflegt und auch ein Beitrag für mehr Verteilungsgerechtigkeit geleistet werden.