Schwerpunkt

Fleischkonsum

Zu Lasten des Tierwohls

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In Österreich wurden 2013 laut Statistik Austria 5,4 Millionen Schweine, 623.000 Rinder und 74,3 Millionen Hühner geschlachtet. Der Großteil der Tiere wird in konventionellen Mastbetrieben gehalten. Denn auch wenn der Anteil an Biobetrieben im Milchsektor mit fast 17 Prozent schon recht hoch ist, liegt er bei Fleisch und Wurst nur bei vier bzw. zwei Prozent. Sowohl im konventionellen Sektor, als auch im Biosektor gibt es einen klaren Trend zu größeren Betrieben. Es gilt, möglichst günstig und viel zu produzieren. Die zunehmende Konventionalisierung und Industrialisierung von Landwirtschaft führen dazu, dass Tiere als Produktionsfaktoren gelten. Natürliche Verhaltensweisen und Tierwohl werden in diesen Systemen wenig beachtet.

Schweine & Rinder

Schweinefleisch ist mit das Lieblingsfleisch der ÖsterreicherInnen. Auch im übrigen Europa spielt es eine große Rolle. Der größte Schweinefleischproduzent Europas – Vion – setzte im Jahr 2011 13,2 Milliarden Dollar um. Im Jahr 2013 wurden in österreichischen Betrieben 2,9 Millionen Tiere gehalten, die meisten davon konventionell. Der Bioanteil beträgt gerade einmal rund 1,5 Prozent. Die Anzahl der Schweine pro Betrieb stieg dabei in den letzten Jahren stark an. Waren es im Jahr 2007 noch 69 Schweine pro Betrieb, sind es inzwischen schon 85. Dabei gilt es zu bedenken, dass 70 Prozent der österreichischen Betriebe weniger als zehn Schweine – meist für den Eigenverbrauch – halten, was die durchschnittliche Anzahl von Schweinen pro Betrieb nach unten drückt. Auch bei Biobetrieben ist ein Trend zu mehr Tieren pro HalterIn erkennbar. Hier grenzen jedoch Beschränkungen der Tieranzahl pro Hektar ein übermäßiges Wachsen der Betriebe ein.

Schweine sind intelligente und sauberkeitsliebende Tiere, die in intensiven Mastsystemen sehr oft großem Stress ausgesetzt sind. Auch wenn die permanente Kastenstandhaltung in Österreich verboten ist, müssen Muttersauen rund 100 Tage im Jahr in Kastenstand stehen. Dieser soll verhindern, dass die Muttertiere ihre Ferkel beim Hinlegen er­drücken. Dabei steht den Tieren nur wenig Platz zur Verfügung. Bis zu einem durchschnittlichen Ferkelgewicht von zehn Kilogramm sind es 4 m2, danach 5 m2. Bei Masttieren ist es nicht anders. Sie stehen meist auf Vollspaltböden ohne Einstreu. Bei einem Gewicht von 50 – 85 kg auf 0,55 m2, ab 110 kg auf 1 m2 pro Tier. Die Schwänze der Ferkel werden meist in den ersten 7 Tagen ohne Schmerzausschaltung kupiert. Damit sollte verhindert werden, dass sich die Schweine später die Schwänze abbeißen. Gründe dafür sind z.B. hohe Besatzdichten und strukturloser Umwelt. Bei Ebern kommt das Verkürzen der Eckzähne und das Kastrieren dazu. 

Ein Rindfleischverzehr von 12 kg sowie 112 kg an Milch und Milchprodukten pro Kopf der Bevölkerung machen Rinder zu bedeutenden Nutztieren. Der Anteil an geschlachteten Biorindern liegt mit etwa 14 Prozent wesentlich höher als bei den Schweinen, was unter anderem auf die Bioaffinität bei Milchprodukten zurückzuführen ist. Rinder werden, wie alle der in großem Ausmaß gehaltenen Nutztierrassen, auf maximale Leistung hin gezüchtet. Bei milchbetonten Rassen steht die Laktationsleistung im Vordergrund. Bestimmte Einnutzungsrassen, wie das Holsteinrind, produzieren über 10.000 Liter Milch pro Jahr. Auch bei Zweinutzungsrassen ist die Milchleistung beachtlich. So hat Braunvieh eine Milchleistung von bis zu 9.000 Litern pro Jahr. Diese starke Leistungsorientierung macht sich in der Nutzungsdauer der Rinder bemerkbar. So durchlaufen die Rinder meist nur vier Laktationsperioden, das ist der Zeitraum zwischen zwei Geburten, in denen eine Kuh Milch gibt. Danach werden die Tiere geschlachtet. In Deutschland sind mehr als ein Drittel der geschlachteten Rinder Kühe, von denen die Mehrzahl nach Ende der Milchnutzung oft mager und schlecht bemuskelt zur Schlachtung gelangt. Ein weiteres Problem bei Rindern ist die Anbindehaltung, die in Österreich immer noch erlaubt ist. Das Tierschutzgesetz schreibt nur 90 Tage Freigang pro Jahr vor. Den Rest des Jahres müssen die Tiere angebunden im Stall verbringen. Kälber von Milchkühen werden meistens direkt nach der Geburt von den Müttern getrennt und bis zu acht Wochen in Einzelboxen gehalten. 

Geflügel

Der Großteil des Geflügelverzehrs entfiel im Jahr 2013 mit 8,4 kg auf Hühnerfleisch und Pute mit 3,5 kg. In Summe schlüpften in Österreich 2013 über 80 Millionen Masthühner und Legehennen. Der Großteil der Legehennen wird in Österreich in alternativen Systemen (Bodenhaltung, Freilandhaltung oder Bio) gehalten. Ein Teil von ihnen lebt jedoch noch in so genannten ◊ausgestalteten Käfigen“, in denen pro Huhn nur 750 cm2 Fläche vorgesehen sind. Ab dem Jahr 2020 werden die ausgestalteten Käfige in Österreich verboten sein. Durch den Handel kommen Eier aus Käfighaltung aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft zu uns, da sich Österreich nicht selbst mit Eiern versorgen kann. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 81 Prozent. Ein weiteres Problem bei der Eiproduktion ist die Kükentötung. Bei Legehennen handelt es sich fast ausschließlich um Hybridrassen, die einzig auf die Legeleistung hin gezüchtet wurden. Die Tiere legen in der Mast nur wenig und langsam Gewicht zu, was dazu führt, dass männliche Tiere direkt nach dem Schlüpfen aussortiert werden, da das Mästen als nicht ökonomisch betrachtet wird. Die aussortierten Küken werden getötet und geschreddert. Im Vorjahr waren das in Österreich über 8,56 Millionen Küken, das sind über 23.450 Küken pro Tag. Eine mögliche Alternative dazu stellen Zweinutzungshühner da. Diese erzielen zwar nicht die gleichen Legeleistungen, ein Töten der männlichen Küken fällt jedoch weg.

Auch die Geflügelmast ist intensiv und auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Die erlaubte Besatzdichte für die Geflügelmast ist sehr hoch. Bis zu 30 kg/m2 sind erlaubt. Bei Puten liegt die erlaubte Besatzdichte bei 40 kg/m2. Puten werden dabei so stark auf den Brustfleischanteil gezüchtet, dass sie sich am Ende der Mast oft gar nicht mehr auf den Beinen halten können. Bei nasser Einstreu erkranken die Tiere zudem oft an den Fuß- und Zehenballen. In der intensiven Geflügelmast stehen die Tiere unter großem Stress. Außerhalb von Österreich sind die erlaubten Besatzdichten noch höher, was die Wahrscheinlichkeit für auftretende Probleme verschärft. Da nur etwas mehr als vier Fünftel des Hühnerfleisches und nur knapp die Hälfte des Putenfleisches von heimischen Betrieben bereitgestellt werden können, landet auch Fleisch aus dem Ausland auf unseren Tellern. Bei Gänsen und Enten sind die Selbstversorgungsgrade mit 26 bzw. vier Prozent noch wesentlich geringer. Aus diesem Grund stellen sogar Lebendrupf und Stopfmast für den heimischen Konsum relevante Tierschutzprobleme dar.

Transport

Schlachtungen von Tieren (mit Ausnahme von Hausschlachtungen) sind mit Transport verbunden. Häufig werden Tiere dabei über weite Strecken transportiert. Spezialisierte Schlachthöfe und die Ausnützung von Skaleneffekten machen regionale Schlachtungen immer unattraktiver. Die transportierten Tiere sind dabei oft Temperaturextremen und großem Stress ausgesetzt. Auch eine aktuelle Publikation des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zeigt, dass Tiertransporte in der Regel zu häufig und lange sind. Bis zu 30 Stunden dürfen Tiere quer durch Europa transportiert werden. Gefordert wird daher eine Befristung der Tiertransporte auf maximal acht Stunden und verstärkte Kontrollen.