Schwerpunkt

Klima und Gender

„Im Sommer ist es oft so heiß, dass wir es kaum schaffen“

Welcher Tätigkeit gehen Sie in Österreich nach? 

Ich arbeite seit etwa vier Jahren gemeinsam mit meinem Mann in einem kleinen Betrieb am Stadtrand von Wien. Wir sind dort von Jänner bis Anfang Dezember und kehren dann für einige Wochen nach Rumänien zurück. Wir bauen unterschiedlichste Gemüse- und Obstsorten an: zum Beispiel Salat, Tomaten, Kohlrabi, Radieschen, Sellerie und Erdbeeren. 

Spüren Sie die Auswirkungen des Klimawandels bei Ihrer Arbeit?

Ja, in den letzten Jahren ist es im Sommer immer heißer geworden. Am heißesten ist es in den Gewächshäusern. Dort hat es im Sommer immer über 40 Grad, oft sogar 50. Außerdem ist es eine sehr feuchte Hitze. Einmal haben wir im Gewächshaus auch 60 Grad gemessen, dann haben wir dort aber nicht mehr gearbeitet. Im Sommer beginnen wir sehr früh, damit die Arbeit in den Gewächshäusern in den kühleren Morgenstunden erledigt ist, später wechseln wir dann – wenn es die Arbeiten erlauben – in die kühleren Lager- und Innenräume.

Wie kommen Sie mit der Hitze zurecht?

Mir macht die Hitze eigentlich weniger aus, aber mein Mann leidet sehr darunter. Er musste sich schon einmal aufgrund der Hitze übergeben. Er schläft sehr schlecht und isst kaum etwas. Ein Kollege hat kleine Ventilatoren besorgt, mit denen haben wir uns selbst Westen gemacht, die ein bisschen Kühlung für das Gesicht bieten. Sehr belastend ist der Wechsel zwischen Räumen mit großen Temperaturunterschieden. Zum Beispiel kommt man ganz verschwitzt vom Gewächshaus mit 40 bis 50 Grad und muss dann in den Kühlraum hinein, wo zum Beispiel Suppengrün geschlichtet und gebündelt wird. Dort hat es meist nur zehn Grad. Die Arbeit ist körperlich ohnehin sehr anstrengend, wenn zum Beispiel die schweren Erdäpfelkisten gehoben werden müssen oder Gemüse auf den Knien geerntet wird. Das ist in der Hitze dann noch viel beschwerlicher.  

Welche Unterstützung haben Sie?

Unser Arbeitgeber stellt Wasser zur Verfügung, es gibt auch öfters Eis. Wir können auch jederzeit eine Pause machen, wenn es zu viel wird. Oftmals werden auch längere Pausen gemacht, vor allem zu Mittag, wenn es sehr heiß ist. Diese werden auch bezahlt. Da aber im Sommer auch der größte Teil der Erntearbeit anfällt, sind auch die Arbeitstage im Sommer länger. In dieser Zeit arbeiten wir rund 73 Stunden in der Woche. Nach einem langen, heißen Arbeitstag bin ich dann komplett erledigt. Da habe ich dann gar nicht mehr die Kraft Kleider zu waschen, zu kochen oder das Geschirr abzuspülen – ich sitze dann oft einfach da und schaue zwei Stunden lang TikTok-Videos, bis ich einschlafe. Mehr schaffe ich einfach nicht. 

Wo leben Sie während Ihrer Arbeit in Österreich?

Wir wohnen in Metall-Containern, die sich in der Sonne ebenfalls bis auf 40 Grad aufheizen. Darin fühlt es sich manchmal an wie in einem Backofen. Bis auf einen Ventilator gibt es gar keine andere Kühlung. In der Nacht können wir uns deshalb nur sehr wenig von der Hitze erholen. Am Abend machen wir überall die Fenster und Türen auf, damit es ein wenig kühler wird, aber in Tropennächten funktioniert das auch nur schlecht. Leider gibt es deshalb in unseren Unterkünften im Sommer kaum Erholungsmöglichkeiten.

Das Interview wurde auf Englisch geführt und ist mit Unterstützung der SEZONIERI-Kampagne zustande gekommen. Das Gespräch haben Carina Altreiter (AK) und Dorottya Kickinger (ÖGB) geführt — Bearbeitung: Frank Jödicke.