Editorial: Politischer Klimawandel
Klimaveränderung und Erderwärmung sind Fakten, die heute nicht mehr zu übersehen sind. Doch die Reaktion der Staaten ist verhalten. Dabei wäre eine rasche und weitgehende Reduktion dringend geboten, weil die Treibhausgase lange Zeit in der Atmosphäre bleiben und die Emissionen kumuliert wirken. Die weltweit zunehmende Nutzung fossiler Energieträger hat wesentlich dazu beigetragen, dass etwa die Hälfte der CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung allein in den letzten 40 Jahren ausgestoßen wurde. Trotz der steigenden Bedeutung erneuerbarer Energieträger ist ein Ende der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen noch nicht in Sicht. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel der Klimarahmenkonvention, gefährliche Klimaänderungen zu vermeiden, ambitioniert: die globale Erwärmung sollte zwei Grad nicht überschreiten. Aber auch eine weniger starke Klimaerwärmung bringt bereits gefährliche Veränderungen mit sich, die für manche Regionen die völlige Zerstörung der Lebensgrundlagen bedeuten. Aber nicht nur Regionen sind unterschiedlich stark betroffen, der wesentlichste Risikofaktor ist Armut. Dies gilt sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene. Verursacher und Betroffene sind hier wie dort nicht ident: Gerade jene Länder und Bevölkerungsgruppen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, werden schon jetzt am meisten von dessen Folgen in Form von Dürrekatastrophen und Hochwässern in Mitleidenschaft gezogen. Die zögerlichen Fortschritte der Klimapolitik sind mit den Interessengegensätzen und der globalisierten neoliberalen Handels- und Wirtschaftspolitik untrennbar verbunden. Die bewusste Ignoranz der letzteren gegenüber Verteilungsgerechtigkeit und sozialer Verantwortung spiegelt sich auch in der Klimapolitik wider. Dieser Thematik nimmt sich eine wachsende globale Bewegung an, die angesichts des Klimawandels einen Politikwandel in Richtung eines sozial und ökologisch orientierten Systems fordert. Auch für ArbeitnehmerInnenorganisationen ein zentraler Ansatzpunkt – allerdings mit wenig Aussicht auf raschen Erfolg.