Kommentar: Nachahmung unerwünscht
Aufgrund des immer härter werdenden Konkurrenzkampfs unter den Fluggesellschaften hat es in den letzten Jahren verschiedene Entwicklungen bei den Businessmodellen gegeben, um Kosten zu reduzieren. Das neue Geschäftsmodell der Norwegian Air International (NAI) hat allerdings gravierende Eingriffe in die Sozialstandards der europäischen Luftfahrt mit sich gebracht und dementsprechend hohe Wellen geschlagen.
NAI wurde 2013 als Tochter der Norwegian Air Shuttle für Langstreckenflüge im Billigflugsegment gegründet und hat ein irisches Luftverkehrsbetreiberzeugnis (Air Operator Certificate AOC). Dieses AOC ist in der Europäischen Union die Voraussetzung zur Erteilung einer Betriebsgenehmigung an ein Unternehmen zur Erbringung von Flugdiensten. In Irland ist die Unternehmensbesteuerung deutlich niedriger als in Norwegen, und auch die arbeitsrechtlichen Bestimmungen sind weniger streng. Das ist die Basis dafür, dass Kabinenpersonal und Piloten aus Drittländern angestellt werden können. Im Falle NAI kommen Crew und Piloten über die Leiharbeitsfirma ADECCO aus Singapur. Die operationelle Basis des Personals ist Bangkok, die Flüge der NAI sind von Gatwick aus in die USA geplant, die betroffenen Beschäftigten sind allesamt Europäer.
Da NAI durch die Umgehung von sozial- und arbeitsrechtlichen Bestimmungen billiger anbieten und dadurch die Konkurrenz unterbieten kann, haben die US-amerikanischen Fluggesellschaften und das Department of Transport den Antrag von NAI abgelehnt. Begründet wurde dies mit dem Entgegenstehen von öffentlichen Interessen.
Die Europäische Kommission sieht in dieser Ablehnung allerdings einen Widerspruch zum EU-USA Luftverkehrsabkommen, denn die Nicht-Einhaltung von Sozialstandards sei kein Grund dafür, Verkehrsrechte nicht zu erteilen. Wenn solche Modelle Schule machen, wird das irgendwann auch zulasten der Sicherheit in der Luftfahrt gehen und das geht uns alle an.