Wissenschaft: Frühzeitiger Verschleiß – Pech oder Programm?
Für diesen vorzeitigen Verschleiß gibt es auch einen Begriff, nämlich „geplante Obsoleszenz“. Jede/r zweite befragte ÖsterreicherIn meint in einer Online-Umfrage, dass die Lebensdauer von Produkten künstlich verkürzt wird. 75 Prozent der Befragten nennen als häufigste Produkte, bei denen ein eingebautes vorzeitiges Ablaufdatum vermutet wird, elektronische Unterhaltungsgeräte.
Gerne wird behauptet, dass die KonsumentInnen selber schuld sind, weil sie billigere Produkte wollen. Oft aber wären haltbarere Bauteile nicht oder nur geringfügig teurer. Viele Prüfungen von unabhängigen Testmagazinen zeigen, dass Qualität nicht teurer sein muss. Und es geht auch um Umweltschutz: KonsumentInnen wünschen sich durchaus langlebige und vor allem leicht reparierbare Produkte. So wird in der Online-Umfrage des Vereins für Konsumenteninformation kritisiert, dass Reparaturen oft nicht möglich oder sehr teuer sind. „Reparieren statt wegwerfen“ ist ein immer stärker wachsendes Bedürfnis von KonsumentInnen dem seitens der Unternehmen nicht ausreichend Rechnung getragen wird.
In der Fachtagung „Gekauft und schon kaputt“ der AK wurde das Thema der geplanten Obsoleszenz von Wissenschafter- und ExpertInnen von verschiedenen Seiten beleuchtet.
Renate Hübner vom Institut für Interventionsforschung und Kulturelle Nachhaltigkeit (IKN) der IFF-Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Alpen Adria Universität Klagenfurt fragte: „Was ist Geplante Obsoleszenz?“ und referierte über die historische Entwicklung und Typologisierungen bis zur Gegenwart. Sigrid Stagl vom Institut für Regional- und Umweltwirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien behandelte die Produktlebensdauer aus ökologisch-ökonomischer Sicht. Peter Knobloch vom Institut für Design, Abt. Industrial Design 2, Universität für angewandte Kunst, kritisierte die fehlende Transparenz der Technologien für die KonsumentInnen und machte Vorschläge zu deren Verbesserung. Die Ursache psychologischer Obsoleszenz war wiederum Thema des Referats von Eduard Brandstätter, Johannes Kepler Universität Linz, Abteilung für Sozial- und Wirtschaftspsychologie.
„Den Murks an der Quelle stoppen“ war das Motto der Ausführungen und anschaulichen Beispiele von Stefan Schridde, Initiator und Vorstand einer deutschen Verbraucherschutzorganisation für nachhaltige Produktqualität und gegen geplante Obsoleszenz (www.murks-nein-danke.de/verein).
Der Tagungsband gibt einen kompakten Überblick über den Stand der konsumentenpolitischen Diskussion zum Thema, geht auf ökonomische und ökologische Probleme ein und schlägt sowohl individuelle wie auch politische Strategien vor, die zu einer nachhaltigen Produktverantwortung beitragen und den Ärger über frühzeitig kaputte Geräte verringern können.
Gekauft und schon kaputt. Leben in einer Wegwerfgesellschaft? Fachtagung am 12. Juni 2013, Arbeiterkammer Wien, Abteilung für KonsumentInnenpolitik. Download des Tagungsbandes