Interview: Ökologische Ökonomie
Was unterscheidet die Ökologische Ökonomie von anderen Theorieschulen, v.a. der Neoklassik?
Stagl: In der Neoklassik wird Umwelt als Nebeneffekt betrachtet, in der Ökologischen Ökonomie als Basis und essentieller Bestandteil des Wirtschaftens. In der Neoklassik ist Gerechtigkeit eine nachgelagerte Aufgabe von Sozialpolitik, in der Ökologische Ökonomie gleichwertig mit langfristiger Effizienz.
Was sind die drängendsten Umweltprobleme?
Stagl: Naturwissenschafter haben vor ein paar Jahren globale biophysikalische Grenzen definiert innerhalb derer sich die menschliche Zivilisation entwickelt hat und außerhalb derer Prozesse im Erdsystem destabilisiert würden. Nach dieser Analyse haben wir den sicheren Handlungsraum für die Menschheit in den Dimensionen Klimawandel, biologische Vielfalt und Stickstoffeintrag in die Biosphäre verlassen, die Grenzen überschritten. Es steht nun zur Diskussion welches Ausmaß von Veränderung wir akzeptieren und wie wir tiefgehende Veränderungen in anderen Umweltdimensionen verhindern.
Verteilungspolitik spielt in der traditionellen Umweltökonomie kaum eine Rolle. Wie ist das in der ökologischen?
Stagl: Konzeptionell ist Verteilung in der Ökologischen Ökonomie sehr wichtig. In vielen Analysen liegt aber der Fokus auf dem Zusammenspiel zwischen ökonomischer und naturwissenschaftlicher Analyse und dann wird auf Verteilung vergessen. An der Wirtschaftsuniversität sprechen wir daher von Socio-Ecological Economics, die vergisst nicht auf Verteilung!
Haben Arbeitszeitverkürzungen einen positiven Umweltnutzen?
Stagl: Möglicherweise. Das hängt davon ab, was die Menschen in der neu gewonnenen Freizeit unternehmen und wie die Unternehmen mit dem geringeren Arbeitsinput umgehen.