Kommunikation
Giftiges Gewand
Aufdeckung
Die Umsätze chinesischer Online-Plattformen wachsen rasant. Ihre Billigmode gefährdet jedoch Gesundheit und Umwelt, wie ein aktueller Test der Arbeiterkammer Oberösterreich gemeinsam mit GLOBAL 2000 zeigt. Von den 20 untersuchten Kleidungsstücken der Anbieter Temu und Shein wurden sieben als nicht verkehrsfähig eingestuft – sie dürften also in der EU nicht verkauft werden. Die Grenzwerte für Chemikalien wurden teils um das Tausendfache überschritten. Besonders alarmierend: Eine Damenjacke von Temu, die den EU-Grenzwert für die Ewigkeitschemikalie Perfluorcarbonsäuren (PFCA) um das 4.154-Fache überschritt. Dieser Stoff wurde auf eine spezielle EU-Liste gesetzt, da er langlebig, giftig und schädlich für die Fortpflanzung ist. 85 Prozent der untersuchten Artikel bestehen aus Kunststoffen auf Erdölbasis. Beim Waschen und Entsorgen setzen sie Mikroplastik frei, das in Umwelt und Nahrungsketten gelangt. Damit die EU-Märkte nicht mehr länger mit gesundheitsschädlichen Billigprodukten überschwemmt werden, müssen die rechtlichen Lücken für Online-Anbieter dringend geschlossen werden. SI
Der Report kann kostenlos abgerufen werden: Link
Uplift! – Stoff zum Nachdenken
Podcast
Die in der österreichischen Modeszene gut vernetzte Umweltaktivistin und Bloggerin Nunu Kaller hat ein Faible für das Lokale und Nachhaltige. In ihrem Magazin „Uplift“ zeigt sie Wege zu einer gesunden Konsumwelt auf. Mit Reportagen und ihrem Podcast geht sie beispielsweise der Frage nach, wie sich mitten in Wien Mode produzieren lässt. Sie besucht Näher:innen, Designer:innen oder Modelabel-Betreiber:innen und belegt, dass es dank heimischer Produktionsbetriebe in Textil, Mode und Dienstleistungen sehr wohl Alternativen zur Fast Fashion gibt. Kaller bringt es in eigenen Worten auf den Punkt: „Heimische Produktion und Upcycling sind echte Alternativen. Und leiwand. Oida.“ FJ
Einfach nachlesen und mithören unter: uplift-austria.at
Epos über den Kampf um die Zukunft
Schlechte Aussichten
Einen 900-Seiten-Wälzer zu empfehlen, ist eigentlich eine Unart. „The Deluge“ (zu Deutsch: Sintflut) von Stephen Markley ist jedoch eine Ausnahme wert. In seinem Klima-Roman macht Markley nicht einzelne Figuren, sondern die USA selbst zur Hauptfigur. Deren Gegenspieler ist die Erderwärmung. Über das Leben von sechs Menschen entfaltet Markley ein erschütterndes Panorama gesellschaftlicher, politischer und ökologischer Verwerfungen. Er zeigt, wie Hoffnung, Hybris und Hilflosigkeit ineinandergreifen, während die Welt im Rhythmus von Fluten, Bränden und Stürmen taumelt. Über einen Zeitraum von 30 Jahren (bis zum Jahr 2040) beschreibt Markley eine Geschichte unserer jüngsten Vergangenheit und nahen Zukunft – als Warnung, Mahnung und, trotz allem, mit einem Rest Glauben an die menschliche Vernunft. LW
The Deluge, Stephen Markley
Simon & Schuster (2023), In englischer Sprache.
Materialien und Umwelt im Fokus
Ausstellung
Bis Ende 2026 haben Besucher:innen noch die Gelegenheit, die Sonderausstellung „More Than Recycling“ zu entdecken. Hier werden Themen der Kreislaufwirtschaft, wie Landwirtschaft, Textilien, Elektroaltgeräte und Bausektor, spielerisch und interaktiv behandelt. Ein besonderes Highlight: Ausgestellt werden auch Materialien aus dem alten
AK Gebäude im 4. Bezirk, die vom Kollektiv Baukreisel wiederverwendet wurden. Dies ergänzt ideal die neue Dauerausstellung „Materialwelten“, die mit ihrer umfassenden Darstellung von Materialien wie Holz, Stahl, Beton, Keramik und seltenen Erden fasziniert. Auf 13 Themeninseln erhalten Besucher:innen spannende Einblicke in die Gewinnung, Verarbeitung, Anwendung sowie die Herausforderungen der Entsorgung und Wiedergewinnung dieser Materialien. Besonders interessant sind aktuelle Entwicklungen wie die Recyclingtechnologie, die Elektroschrott mithilfe von Bakterien zerlegt, die Auswirkungen des Kupferabbaus und die geopolitischen Herausforderungen rund um die Halbleiterproduktion. Informative Videos und Expert:inneninterviews bieten zusätzliche Tiefe, darunter spannende
Demonstrationen, wie die einer Wissenschaftlerin, die ein Smartphone vor laufender Kamera zerlegt. NK
More Than Recycling, Ausstellung zur Kreislaufwirtschaft
Technisches Museum Wien, 18. 6. 2025 bis 30. 12. 2026
Die Tricks der Konzerne
Klimakrise
Bereits beim ersten großen Umweltgipfel im Jahr 1992 in Rio de Janeiro warnte Greenpeace vor der Gefahr des Greenwashings. Misstrauen entstand, weil auch transnationale Konzerne zum Gipfel zugelassen waren. Heute ist klar: Greenwashing ist Teil einer gezielten Strategie von Konzernen und Lobbygruppen, um politische Regulierung zu verhindern und die Öffentlichkeit mit perfiden Praktiken zu täuschen. Mit der jüngsten Wende in der europäischen Umwelt- und Klimapolitik erreicht das Greenwashing seinen Höhepunkt. Es ist keine Ausnahme mehr, sondern eine zentrale Strategie, um Regulierung zu verhindern und politische Macht zu sichern. Der einst ambitionierte Green Deal wird laut Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace und Autorin des Bandes, zum Greenwashing-Deal. Unternehmen verkaufen uns ein gutes Gewissen, während sie ungestört weiter Profite aus der Zerstörung des Planeten ziehen. Anstatt Lösungen für die Klimakrise und das Artensterben voranzubringen, setzen sie auf Täuschung und Ablenkung. Damit die Leser:innen am Ende der Lektüre nicht in völlige Agonie verfallen, bietet Bittner auch Lösungen an, um Greenwashing einzudämmen. Das Buch erscheint zum richtigen Zeitpunkt als Gegengewicht zum aktuellen Backlash bei Klima- und Umweltthemen. SI
Greenwashing – Das schmutzige Geschäft mit deinem Gewissen
Ursula Bittner
oekom verlag (2025)
Die gute Nachricht zum Schluss
Rückenwind für gute Arbeitsbedingungen im Busverkehr: Der Europäische Gerichtshof hat im Oktober 2025 entschieden, dass Dänemark ausländischen Bus- und Reisebusunternehmen die Durchführung nationaler Transportfahrten (sogenannter Kabotage) auf maximal sieben aufeinanderfolgende Tage pro Monat beschränken darf. Diese „Sieben-Tage-Regel“ verstößt laut Gerichtshof nicht gegen EU-Recht, sondern liegt im Ermessensspielraum der Mitgliedsstaaten. Ziel der Maßnahme ist es, zu verhindern, dass ausländische Anbieter dauerhaft im dänischen Markt tätig sind und so soziale Standards unterlaufen. Die Entscheidung ist ein wichtiger Schritt gegen Sozialdumping und für eine fairere Gestaltung des europäischen Personenverkehrs. LW
