Wissenschaft: Mit guten Arbeitsbedingungen ist Buslenken ein Green Job mit Zukunft

Der Verkehr ist das Sorgenkind der österreichischen Klimapolitik. Der aktuelle „Klimaschutzbericht“ des Umweltbundesamtes zeigt, dass die Treibhausgasemissionen in fast allen Wirtschaftssektoren in den letzten Jahrzehnten gesunken sind. Lediglich im Verkehrssektor sind die Emissionen zwischen 1990 und 2022 massiv angestiegen. Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens noch zu erreichen, muss der Entwicklung im Verkehrssektor schnell entgegengewirkt werden. Das Bundesministerium für Klimaschutz (BMK) plant daher, den Anteil der umweltfreundlichen Verkehrsmittel an der Gesamtverkehrsleistung von derzeit 30 Prozent auf 47 Prozent im Jahr 2040 zu steigern. Dafür reicht eine Umstellung auf nachhaltige Antriebsformen jedoch nicht aus. Vielmehr sind ein flächendeckender Ausbau des öffentlichen Verkehrs und eine Verringerung des motorisierten Individualverkehrs notwendig. Neben dem Schienenverkehr muss auch der Buslinienverkehr ausgebaut werden, der damit zu einem zentralen Baustein der Mobilitätswende wird. 

Der Beruf des Buslenkens gehört zur Gruppe der Green Jobs. Das Berufsbild wird sich zwar nicht wesentlich verändern, aber im Zuge der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen deutlich stärker nachgefragt werden. In der Debatte über den geplanten Ausbau spielen die Arbeitnehmer:innen bislang jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Gerade in der Busbranche wird dies nicht zuletzt aufgrund des Arbeitskräftemangels zunehmend zum Problem. Unsere Studie über die Arbeitsbedingungen von Lenker:innen in der privaten Autobusbranche in Österreich zeigt, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit der Arbeitsrealität von Beschäftigten ist, um systemrelevante Berufe aufzuwerten und die Voraussetzungen für einen erfolgreichen sozialen und ökologischen Umbau zu schaffen. 

„Eigentlich ein guter Job, aber …“

Eine Fahrt mit dem Bus gehört für viele Menschen zum Alltag. Schließlich macht ein öffentliches Linienbussystem für weite Teile der Bevölkerung die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erst möglich. Dabei bekommen die wenigsten mit, unter welchen Arbeitsbedingungen viele Lenker:innen tagtäglich ihre Fahrgäste ans Ziel befördern müssen. Oftmals sind es grundlegende Dinge, wie etwa fehlende Toi­letten, die den Beruf belastend machen. 

Für unsere Studie wurden bundesweit Lenker:innen aus der privaten Autobusbranche interviewt, die im öffentlichen Linienverkehr fahren. Ziel war es, ihre Anforderungen an den Beruf besser zu verstehen. Gleichzeitig wurden die Wünsche, Bedürfnisse und Herausforderungen von circa 500 Lenker:innen in einer Onlinebefragung erhoben. Die Studie zeigt, dass bestimmte Rahmenbedingungen und Gegebenheiten im Arbeitsalltag die Ausübung des Berufes erschweren. Viele der befragten Lenker:innen finden ihren Beruf prinzipiell gut. Immer wieder erzählten sie davon, dass sie ihre Arbeit eigentlich gerne ausüben. Allerdings sind es die Rahmenbedingungen, die den Beruf aus Perspektive der Beschäftigten unattraktiv machen. Die befragten Lenker:innen hoben beispielsweise die schlechte Vereinbarkeit des Berufes mit der Verantwortung für die Familie oder mit ihren Freizeitaktivitäten, den hohen Arbeitsdruck sowie den unzureichenden Zugang zu sanitären Anlagen und Pausenräumen hervor. Diese Aspekte sind nicht nur für die Lenker:innen selbst, sondern auch für die Zukunft der Branche ein Problem. Denn das Durchschnittsalter der Lenker:innen ist verhältnismäßig hoch – anstehende Pensionierungswellen drohen den ohnehin schon bestehenden Arbeitskräftemangel zu verschärfen. Obwohl angesichts der Klimakrise und des bestehenden Arbeitskräftemangels Lenker:innen dringend benötigt werden, bestehen momentan Bedingungen, die den Beruf unattraktiv machen.

Nicht nachhaltige Gestaltung des Arbeitsalltags

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Für die Mehrheit der befragten Lenker:innen gehören Überstunden zum Alltag. Bei einem Drittel derer, die Überstunden leisten, kommt es täglich vor. Für fast 40 Prozent gehören Überstunden mindestens einmal pro Woche zum Job. Neben der generellen Belastung durch Personalmangel und Überstunden arbeiten Lenker:innen regelmäßig zu Zeiten, an denen andere für gewöhnlich frei haben. So arbeiten fast 40 Prozent der Befragten in der Zeit zwischen 0:00 und 4:00 Uhr und drei Viertel müssen an Sonn- und Feiertagen arbeiten. Für die Arbeit an Sonn- und Feiertagen gibt es allerdings keine Zuschläge und für die Nachtarbeit lediglich in der Zeit zwischen 0:00 und 5:00 Uhr. 

Hinzu kommen Probleme mit den Dienstplänen und der Pausengestaltung. Diese müssen oft im Bus verbracht werden, da der Zugang zu Pausenräumen oft nicht gegeben ist. 

Green Jobs = gute Jobs 

Unseres Erachtens ist es wichtig, die aufgeführten Schwierigkeiten als Stellschrauben für eine Attraktivierung des Berufes zu begreifen. Denn damit die Mobilitätswende, hin zur Nutzung kollektiver, öffentlicher Verkehrsmittel gelingen kann, muss zuallererst eine Basis geschaffen werden: Es braucht gute Arbeitsbedingungen in der ganzen Autobusbranche.