Kommentar: Gezerre ums Klimaticket
Seit vielen Jahren wird über eine östereichweite Netzkarte für alle Öffis diskutiert; sie war auch schon in früheren Regierungsvereinbarungen enthalten. Gescheitert ist sie stets an der ungeklärten Finanzierung, Unstimmigkeiten über die Aufteilung der Erlöse an die Verkehrsunternehmen, aber auch aufgrund von Machtspielen und Eitelkeiten.
Das derzeit diskutierte 1-2-3-Klimaticket (gemeint sind damit die täglichen Reisekosten innerhalb eines Bundeslandes, für zwei Länder bzw. für ganz Österreich) ist eigentlich eine Idee der SPÖ, die jetzt – in abgewandelten Form – die grüne Klimaschutzministerin Gewessler umsetzen möchte. Um den erwähnten gordischen Knoten zu durchschlagen, zäumt sie das Pferd von hinten auf: Sie plant, das österreichweite 3er-Ticket um 1.095 Euro im nächsten Jahr einzuführen und stellt die Finanzierung dafür bereit. Das ist etwas grobschlächtig, wohl aber die einzige Möglichkeit, die gegenseitigen Blockaden zu durchbrechen. Einige Verkehrsverbünde fühlen sich überfahren und laufen dagegen Sturm.
Schließlich unterläuft dieses Konzept ihre komplexen Tarifmodelle, führt zu Einnahmensverlusten und stellt letztendlich ihre Existenzberechtigung in Frage. Eleganter wäre es, auch die ersten beiden Stufen des Tickets umzusetzen. Allerdings müssten diese Mehrkosten – zumindest teilweise – von den Bundesländern gestemmt werden.
Selbstverständlich löst ein Klimaticket allein keine Mobilitätswende aus. Damit auch die Menschen abseits der Ballungszentren dieses sinnvoll nützen können, muss das Öffi-Angebot massiv ausgeweitet werden. Um langjährige Benzinbrüder zum Umstieg zu bewegen, sollten spürbare „Push“-Maßnahmen die Attraktivität des Autofahrens ausbremsen. Das Klimaticket hat jedenfalls zwei große Vorteile: (1) Es macht Öffi-Fahren unschlagbar einfach und niederschwellig. (2) Da man den Fahrschein schon vorab bezahlt hat, kommt der psychologische Effekt hinzu, diesen auch auszunützen, sodass man sich im Zweifelsfall dann doch für Bahn oder Bus entscheidet.