Betrieb

Green Way: das Infineon-Mobilitätsmanagement

Das Mobilitätsprojekt Green Way wurde 2016 vom Infineon-Vorstand in Villach ins Leben gerufen. Vorrangiges Ziel war, durch die Schaffung ganzjähriger Mobilitätsalternativen den Pkw-Verkehr zu reduzieren – und mit diesem auch den Flächen- und Ressourcen­verbrauch sowie den CO2-Ausstoß. Zu Projektbeginn kamen 76 von 100 Beschäftigten mit dem eigenen PKW an ihren Arbeitsplatz. Das lag nicht zuletzt an der unzureichenden Erschließung des Standorts mit öffentlichen Verkehrsmitteln, an langen Pendeldistanzen und der gefühlten Alternativlosigkeit zum eigenen Auto. Die Herausforderung bestand darin, attraktive alternative Mobilitätsangebote zu schaffen und dadurch auch auf eine Veränderung des Bewusstseins hinzuwirken.

Zur Auslotung der Potenziale für alternative Mobilitätangebote wurde zunächst bei externen Spezialisten eine Wohnstandortanalyse und eine Mobilitätsumfrage in Auftrag gegeben. Die Umfrage sollte sowohl die Gründe für das aktuelle Mobilitätsverhalten als auch Wünsche an ein künftiges Angebot erheben. Sie erzielte einen Rücklauf von mehr als 1000 Fragebögen. Die Analyse der Wohnstandorte ergab, dass nur ein Viertel der MitarbeiterInnen im Umkreis von bis zu 5 km, rund die Hälfte der Belegschaft in einer Entfernung bis zu 10 km und mehr als ein Fünftel mehr als 30 km entfernt wohnt. 68 Prozent der Befragten nutzten für die Wegstrecken meistens das Auto, vor allem aufgrund kürzerer Wegzeiten oder mangels Alternativen. Rund zwei Drittel gaben aber an, zumindest Teile der Strecke prinzipiell mit dem Fahrrad absolvieren zu können. 

Der Umsetzungsprozess

Zur Umsetzung von Maßnahmen wurde ein rund zehnköpfiges Green Team aus MitarbeiterInnen verschiedener Abteilungen gebildet. Ein Bündel an Kommunikationsmaßnahmen – ein Logo, ein Maskottchen namens Fritz, ein e-Newsletter, Screeneinblendungen etc. – sollte gleichzeitig die Verankerung in der restlichen Belegschaft sicherstellen. Die Unterstützung des Projekts durch den Vorstand und den Betriebsrat erleichtert den Umgang mit Widerständen.

Die erste Umsetzungsmaßnahme betraf die Aufwertung der Radabstellanlagen: In Abstimmung mit ausgewählten aktiven RadfahrerInnen wurden 600 Radparkplätze und eine überdachte multifunktionale Servicestation für Fahrräder eingerichtet sowie – in Kooperation mit einem sozialen Betrieb – auch Serviceangebote initiiert. Zusätzlich hat man gemeinsam mit dem Betriebsrat eine geförderte Ankaufaktion für E-Bikes ins Leben gerufen. Davon sollten nicht zuletzt MitarbeiterInnen mit längeren Pendeldistanzen profitieren. Mittlerweile nutzen bei gutem Wetter 600 bis 800 Beschäftigte das Fahrrad für den Arbeitsweg – an unwirtlichen Wintertagen 100 bis 150. 

Ein zweiter Schwerpunkt wurde auf Fahrgemeinschaften gelegt. So werden nunmehr nicht nur an den Eingängen Parkplätze für Fahrgemeinschaften reserviert; auch der Parkplatz für BesucherInnen kann für Fahrgemeinschaften geöffnet werden. Zur Koordination der gemeinsamen Arbeitswege wurde nach längerer Anbietersichtung die App „Two-Go“ am Standort implementiert. Da deren Erfolg von einer kritischen Menge an NutzerInnen abhängt, werden Kooperationen mit anderen Organisationen in Kärnten angestrebt. Mit gezielter Werbung sollten daher NutzerInnen der ersten Stunde gehalten und neue gewonnen werden. Darüber hinaus wird die App in die Dienstreisebuchung integriert – auch in Kooperation mit deutschen Standorten. Im Rahmen des EU-Projekts STEVE (siehe Kasten Seite 24) wird auch über eine Integration weiterer Apps im Raum Villach (ÖV, Sharing-Systeme) diskutiert.

Verbleibender motorisierter Individualverkehr soll möglichst auf E-Mobilität umgelenkt werden. Zu diesem Zweck wurde bereits ein neuer Parkplatz für mehr als 300 Ladepunkte vorverrohrt. Eine Kooperationsveranstaltung mit der Plattform Austrian Mobile Power (an der Infineon auch selbst beteiligt ist) sollte das Bewusstsein für E-Mobilität schärfen. Für Dienstreisen über kürzere Distanzen steht ein E-Mobil zur Verfügung. Aber auch abseits der E-Mobilität gibt es Bestrebungen, Dienstreisen ökologischer zu gestalten: Neben der Bildung von Fahrgemeinschaften werden bei nachgewiesener Nutzung der ÖBB Vorteilscard die Kosten refundiert. Für die Nutzung von Fahrrädern auf Dienstreisen sollen ebenfalls finanzielle Anreize geschaffen werden.

Kooperation mit anderen Stakeholdern

Green Way wirkt nicht nur nach innen. Durch die Bedeutung von Infineon als Arbeitgeber in der Region sollen auch Anregungen für Mobilitätskonzepte abseits des Betriebs entwickelt werden. Zur Verbesserung des Angebots an öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es regelmäßige Abstimmungen mit Stadt, Land sowie Verkehrsverbund und -betrieben. Zu Beginn dieser Abstimmungsrunden war der Villacher Infineon-Standort stündlich mit einem öffentlichen Bus zu erreichen. Seit September 2017 ist er auf zwei unterschiedlichen Routen im 15-Minuten-Takt an die Bahn angebunden. Innerhalb weniger Monate stieg damit die Zahl der NutzerInnen von 30 auf mehr als 100. Auf Grundlage einer Betriebsvereinbarung wird nunmehr allen Beschäftigten ein Job-Ticket zur Verfügung gestellt, die Arbeitswege mit dem ÖV sind somit für alle MitarbeiterInnen kostenlos.

Zusätzlich machen sich die Projektverantwortlichen auch über die Verkürzung der Arbeitswege Gedanken. Um neue MitarbeiterInnen für den Wohnort Villach zu be­geistern, beteiligt sich Infineon an der Plattform welcome2villach.at und an Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der (Innen-)Stadt. Dazu zählen auch verkehrsplanerische Ansätze wie die Errichtung von Radwegen und Begegnungszonen. Im EU-Projekt STEVE (siehe Kasten) kooperiert Infineon in 
der Region mit der KELAG, der FH Kärnten, der Stadt Villach 
und dem Tourismusverband Region Villach. Im Zuge dessen sollen ein E-Bike- und Quadricycles-Sharing-System eingerichtet und neue E-Mobilitätslösungen getestet werden. Wird die neue Mobilitätsplattform in das Bonussystem des Villacher Stadtmarketings integriert, könnte man auf Anhieb 17.000 NutzerInnen erreichen. 

Auch in der Bundespolitik beteiligt sich Infineon im Umfeld des BMVIT an ExpertInnenrunden zum Thema Mobilität. Mit der Alpen Adria Universität Klagenfurt werden in einem gemeinsamen Projekt Mobilitätsgewohnheiten durchleuchtet. Eine E-Mobility-Strategie für sämtliche Standorte in Österreich ist in Erarbeitung. 

Laut Ranking des Wirtschaftsmagazins Trend zählte Infineon Technologies Austria im Jahr 2016 zu den drei forschungsstärksten Industrieunternehmen Österreichs. Inhaltliche Schwerpunkte werden in den Bereichen (Mikro-)Elektronik, Mechatronik, Geoinformation, erneuerbare Energie und Energieeffizienz gesetzt. Dabei geht es auch um zukunftsfähige Mobilitätskonzepte wie Hybrid- und Elektrofahrzeuge oder optische Abstandsmessung bei Fahrzeugen. Bei Steuerelektronik-Bauteilen für den Antrieb von Elektrofahrzeugen wird das globale Geschäft von Österreich aus vorangetrieben. 

Nachhaltige Mobilität als Kerngeschäft 

Villach ist das globale Infineon-Kompetenzzentrum für Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Das Halbleitermaterial Siliziumkarbid spielt für Lademöglichkeiten von E-Fahrzeugen eine bedeutende Rolle, da 
es die Effizienz der Umwandlung von Strom erhöht und eine weitere Miniaturisierung in 
der Anwendung ermöglicht. Aktuell planen die großen deutschen Autohersteller die Errichtung von Ultraschnell-Ladestationen in Europa. Diese sind nicht nur wesentlich kleiner und leichter als herkömmliche Ladesäulen. Sie würden auch die für eine Distanz von 300 km erforderliche Ladezeit von aktuell 3 Stunden auf 20 Minuten verkürzen. Bereits 2020 sollen 400 derartige Ladestationen mit durchschnittlich 6 Zapfsäulen an den großen europäischen Verkehrsachsen installiert sein. Pro Ladesäule werden 30 Leistungsmodule von Infineon verbaut.

Dass Infineon Nachhaltigkeit breiter denkt, zeigt eine rezente Auszeichnung für sozial-ökologisches Engagement durch die AfB, ein gemeinnütziges IT-Unternehmen.  
AfB schafft durch IT-Recycling und IT-Remarketing in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Durch die Überlassung nicht mehr benötigter IT-Hardware unterstützt Infineon seit 2015 zwei dieser Arbeitsplätze.