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Grünes Reisen
Am Boden bleiben: Stay grounded – Eine Bewegung hebt ab
Greta Thunberg bleibt am Boden. Über 60 Stunden saß sie im Zug, um zum Klimagipfel nach Davos zu kommen. In ganz Europa macht der Begriff „Flugscham“ die Runde. Letztes Jahr machte zudem ein globales Netzwerk bestehend aus 120 Mitgliedsorganisationen auf sich aufmerksam und veröffentlichte ein 13-Punkte-Papier zur Reduktion des Flugverkehrs.
„Stay Grounded“ lautet das Motto – denn es gibt weder Hoffnungen auf technologische Innovationen für die klimaschädlichen Flüge, noch ist die Kompensation von Emissionen eine Lösung. Es braucht also eine Reduktion des Flugverkehrs. Doch die Flugindustrie wird nicht freiwillig auf Privilegien und Profite verzichten. Eine zunehmende Anzahl zivilgesellschaftlicher Institutionen fordert aus diesem Grund, dass die ungerechte Bevorteilung der Flugindustrie abgeschafft werden muss – eine europäische Bürgerinitiative sucht seit Mai 2019 Unterschriften für eine Kerosinsteuer (https://www.endingaviationfueltaxexemption.eu), auch eine Vielfliegerabgabe sowie die Verlagerung von Kurzstreckenflügen sind konkrete Vorschläge.
Doch würde die Mehrheit der Bevölkerung für höhere Ticketpreise stimmen? Fliegen ist sehr positiv besetzt. Dass Fliegen der schnellste Weg ist, um die Erde aufzuheizen, und grünes Fliegen leider eine Illusion ist, muss stärker und von mehr Akteuren kommuniziert werden. Auch eine gesetzliche Einschränkung von Werbung oder Bonuspunkte-Programmen wären notwendig. Es braucht eine Diskussion darüber, ob „Wünsche“ der Einen die „Bedürfnisse“ der Anderen einschränken dürfen. Wo liegen die Grenzen uneingeschränkter Konsumfreiheit in Zeiten der Klimakrise?
Immerhin scheinen der letzte Hitzesommer, „Fridays for Future“ und die Flugscham-Bewegung das Image von Flugverkehr mehr und mehr anzukratzen. Auch können die zunehmenden Konflikte rund um Flughäfen dazu führen, dass ein Umdenken geschieht. Derzeit sind weltweit rund 1200 Flughafenprojeke in Bau oder Planung – eines davon die dritte Piste in Wien. Sie gießen diese klimaschädliche Mobilitätsform in Zement und führen dazu, dass Flugwachstum weiter angekurbelt wird – zur Not mit Billig-Fluggesellschaften und auf Kosten von ArbeitnehmerInnenrechten.
Auch die Public and Commercial Services Union (PCS) aus Großbritannien ist Teil von „Stay Grounded“ und vertritt u.a. das Personal am Flughafen Heathrow. Die Gewerkschaft stellt sich gegen den Bau einer dritten Piste von Heathrow: Flugwachstum bedeute nicht automatisch mehr und qualitativ bessere Arbeitsplätze, so Tahir Latif, Präsident der PCS-Fluggruppe, bei einem Treffen in Wien. PCS und Stay Grounded setzen sich hingegen für zukunftsfähige Arbeitsplätze und eine sozial-ökologische Zukunft ein.