Kommentar: Weckruf der Jugend

Obwohl in Österreich die EU-Wahl von innenpolitischen Erdbeben überschattet war, kann man auch bei uns ein Ergebnis ganz klar erkennen – wenn man es denn sehen will: Die Jugend erwartet Antworten und konkrete Maßnahmen im Klima- und Umweltschutz. Bei den unter 29-Jährigen haben die Grünen die Wahl für sich entschieden. Ihnen trauen die jungen Menschen offensichtlich eher zu, die Klimakrise zu bewältigen, als allen übrigen Parteien. Bei ihnen konnte der junge Ex-Kanzler nicht punkten, seine Partei hat es nicht einmal „aufs Stockerl“ geschafft. In Deutschland – und anderen EU-Ländern – ist die Botschaft noch deutlicher. Dort blieben die Regierungsparteien bei den Jungen jeweils deutlich unter 15 Prozent, während die Grünen mit rund 30 Prozent siegten. Wer sich wundert, was da läuft, muss nur die „Fridays for Future“-Demonstrationen in ganz Europa beobachten. SchülerInnen und Studierende protestieren weltweit eindrucksvoll gegen das Versagen der politisch Verantwortlichen gegenüber dem Klimawandel. In Deutschland war der Klima- und Umweltschutz – bei allen WählerInnen – mit fast 50 Prozent das wichtigste Thema, gefolgt von der sozialen Sicherheit, der Friedenssicherung und der Zuwanderung. Trotz der Dominanz der Innenpolitik liegt das Thema Klima- und Umweltschutz auch in Österreich mit 31 Prozent gleichauf mit Sozialpolitik und Zuwanderung an erster Stelle. Bei den GrünwählerInnen und damit bei den Jungen war für zwei Drittel der Klima- und Umweltschutz das ausschlaggebende Wahlmotiv. Die Jungen haben also ganz eindeutig genug davon, dass die Regierungen in Europa die Klimakrise nicht ernst nehmen. Sie sprechen – wie der Youtuber Rezo in Deutschland, der kurz vor der EU-Wahl mit der CDU aufsehenerregend abgerechnet hat – von einem „lebenszerstörerischen Kurs“ der Politik. Die Politik wird – auf europäischer und nationaler Ebene – auf den Weckruf der Jugend reagieren und ihre eigenen Klimaziele endlich ernst nehmen müssen. Sie darf dabei jedoch die Frage der sozialen Gerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren, wenn sie mehrheitsfähig bleiben will.