Interview mit Bundesminister Jörg Leichtfried : Aktionsplan Automatisiertes Fahren

Welche Ziele verfolgt das Verkehrsministerium mit dem Aktionsplan?

Leichtfried: Mit dem Aktionsplan machen wir in Österreich den Weg für automatisiertes Fahren frei. 

Mein Ziel ist, den Verkehr umweltfreundlicher, komfortabler und sicherer zu machen. Neun von zehn Unfällen werden von Menschen verursacht. Das könnte wegfallen, weil selbstfahrende Autos für mehr Sicherheit sorgen. Schon jetzt unterstützen Assistenzsysteme im Straßenverkehr. Darum unterstützen wir heimische Betriebe dabei, Know-how auszubauen, neue Technolo­gien zu entwickeln und diese unter realen Bedingungen zu testen. Damit stärken wir unsere Autozulieferindustrie und  den Standort, und wir sichern Arbeitsplätze.    

Welche Rolle können Staat und Öffentlichkeit gegenüber der Industrie dabei spielen?

Leichtfried: Wie die Leute unterwegs sind, verändert sich ständig. Die öffentliche Hand spielt eine maßgebliche Rolle dabei, die unterschiedlichen Bedürfnisse aufzugreifen und die Mobilität der Zukunft mitzugestalten. Öffis, E-Mobilität und automatisiertes Fahren sind dabei Schlüsselfaktoren. Selbstfahrende Autos bringen mehr Sicherheit auf unsere Straßen, und die neue Technologie ist eine Chance für unsere Industrie. Die seit Anfang 2017 möglichen Testfahrten werden angemeldet und von einem Expertengremium bewertet. Sie nützen der Industrie, um die neue Technologie zu erforschen. Und wir ziehen daraus Erkenntnisse für den Straßenverkehr. Bevor selbstfahrende Autos ihren regulären Weg auf unsere Straßen finden, braucht es noch einen großen technologischen Sprung. Auch rechtliche und ethische Fragen müssen geklärt und ein öffentlicher Dialog geführt werden.  

Für welche Themen werden im Rahmen der Technologieförderung Mittel bereitgestellt?

Leichtfried: Wir nehmen bis 2019 rund 25 Mio. Euro in die Hand und fördern neue Testumgebungen, Technologieentwicklung in Betrieben und Forschung an Universitäten. Wir investieren etwa in Stiftungsprofessuren und geben Studien in Auftrag, die die Auswirkungen von automatisiertem Fahren untersuchen.

Was kann der Aktionsplan zur Herausforderung der Dekarbonisierung beitragen?

Leichtfried: Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir das Verkehrssystem in ganz Europa umkrempeln: Öffis müssen gestärkt und der Individualverkehr sauber werden. Darum haben wir das E-Mobilitätspaket auf die Beine gestellt. Wir wollen langfristig selbstfahrende Autos mit elektrischem Antrieb und setzen auf Car-Sharing. Wenn das zum Alltag gehört, braucht nicht jeder ein eigenes Auto. Ich rufe mir in der Früh ein Fahrzeug, das mich in die Arbeit bringt. Am Weg steigt noch jemand zu. Das bringt weniger Autos, die die Straßen verstopfen. Wir gestalten die Mobilitätswende aktiv mit. Der Aktionsplan trägt seinen Teil dazu bei.