Editorial: Auto(matisierte) Zukunft
Wer noch vor einigen Jahren die Hoffnung hatte, der neueste, größte und schnellste Pkw würde seine Rolle als wichtigstes Statussymbol endlich verlieren und Platz für ungefährlichere und umweltfreundlichere Spielzeuge – wie etwa das neueste Smartphone mit immer skurrileren Apps und Socialmedia Neuerungen – freimachen, hat sich wohl geirrt. Zum einen sind Smartphones mit ihren extrem kurzen Produktzyklen nicht umweltfreundlich und weder in Bezug auf Produktsicherheit und Strahlung noch in Bezug auf die damit verbundenen Überwachungsmöglichkeiten ungefährlich. Zum anderen durchdringt die globale Digitalisierung nun auch die Automobilindustrie immer weiter und macht nicht mehr in der Produktion oder bei einfachen Assistenzsystemen halt. Auch die Lenkerin oder der Lenker sollen als menschlicher Störfaktor beseitigt und durch intelligente Steuerungssysteme ersetzt werden. Zweifel daran, ob dies auch automatisch mehr Verkehrssicherheit bringt, sind angebracht. Zum neuen Statussymbol ist daher leider nicht der moderne, gut vernetzte Öffentliche Verkehr oder das Fahrrad aufgestiegen … Stattdessen werden autonome Autos und extra schnelle E-Fahrzeuge zu neuen Kultobjekten. Dass die österreichischen Automobilzulieferer und Forschungseinrichtungen mitmischen wollen und letztlich auch müssen, wenn sie nicht Arbeitsplätze und Märkte verlieren wollen, ist verständlich und wichtig. Die digitale Revolution in der Fahrzeugbranche wird viele Veränderungen für die Beschäftigten in der Industrie, im Kfz-Gewerbe und im Verkehr bringen, die nicht zu Lasten der ArbeitnehmerInnen gehen dürfen. Angesichts des massiven Drucks auf Einkommen und Arbeitsbedingungen im Transportsektor ist dies die eigentliche Herausforderung der Zukunft. Damit man trotz Begeisterung für autonome Fahrzeuge nicht die Gefahren und notwendigen Rahmenbedingungen vergisst, muss daran erinnert werden, dass der Verkehr der Zukunft primär öffentlich und dekarbonisiert sein muss, um den Klimazielen näher zu kommen.