Schwerpunkt
Automatisierung
Verkehrswirtschaft: Bald weniger Arbeitsplätze im automatisierten Verkehr?
Die Auswirkungen der Automatisierung im Verkehr werden bislang hauptsächlich aus Sicht der Auto- und Zulieferindustrie diskutiert. Außer Acht gelassen wird dabei, dass in Österreich etwa 150.000 ArbeitnehmerInnen ihr Geld damit verdienen, Fahrzeuge zu steuern. In der Verkehrswirtschaft sind insgesamt rund 210.000 ArbeitnehmerInnen beschäftigt, beauftragende und damit ebenfalls betroffene Branchen wie Handel und Onlinehandel noch gar nicht berücksichtigt. Völlig unklar ist, wann und wie rasch unter den LenkerInnen Arbeitsplätze verloren gehen könnten und wie sich die Job-Profile verändern werden. Tatsache ist, dass Automatisierung im Verkehr schon längst Einzug gehalten hat und dass die bereits vorhandenen Assistenzsysteme Auswirkungen auf die Tätigkeiten der LenkerInnen haben. Auch wenn Robotertaxis noch ferne Zukunft sind, sollte die Frage nach den Veränderungen nicht einfach beiseite geschoben werden, immerhin sind in diesem Bereich rund 4.200 Taxi- und Mietwagenunternehmen mit etwa 15.300 Beschäftigten tätig. Was bedeutet es gesamtwirtschaftlich, wenn es langfristig nur noch eine Hand voll Unternehmen geben könnte, die diese Leistungen mit einer geringen Anzahl an Beschäftigten in Service und Administration erbringen und dabei kaum lohnabhängige Abgaben anfallen und diese Akteure auch äußerst steuerschonend agieren? Uber hat in Österreich nach offiziellen Angaben drei Beschäftigte und koordiniert allein in Wien mehrere Hundert Fahrer und bringt mit seinem Online-Geschäftsmodell die gesamte Taxi-Branche in Bedrängnis. Auch bei der Bahn würden Automatisierungen die Beschäftigten treffen – so gibt es rund 3.000 Lokführer in Österreich.
Erste Erfahrungen zeigen, dass Automatisierung im Verkehr nicht automatisch auch bessere Arbeitsplätze bringen wird, wenn beispielsweise der Obmann der WKO für Transport und Verkehr im Zusammenhang mit Digitalisierung im Straßengütertransport die Notwendigkeit von 60-Stunden-Wochen fordert. Debatten dazu werden vermutlich sehr bald in der Einkommensrealität der etwa 70.000 bis 100.000 Lkw-LenkerInnen ankommen. Denn geht es nach dem Willen der Hersteller, soll Platooning schon 2018 auf den europäischen Straßen eingeführt werden und die Transportwirtschaft drängt schon länger darauf, bestimmte Tätigkeiten – so etwa das Warten beim Be- und Entladen – nicht mehr als Arbeitszeit zu zahlen.