Schwerpunkt
Umwelt und Verteilungsgerechtigkeit
Konsum und Klima: Reichtum belastet – auch die Umwelt
Konsum trägt maßgeblich zur Umweltbelastung und zum Klimawandel bei. Das ist keine neue Erkenntnis und wurde auch schon in der Wirtschaft & Umwelt thematisiert (z.B. Heft 1/2015). Wieviel CO2-Emissionen allerdings von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen emittiert werden, ist an vielen Stellen noch unklar – unter anderem, weil die Berechnung sehr umfassend ist. Dafür bedarf es nämlich komplexer Datensätze, die in der Lage sind, den CO2-Gehalt alltäglicher Konsumgüter sowie deren oft globale Produktions- und Lieferketten abzubilden.
Eine derartige Datenbank, die die globalen CO2-Emissionen österreichischer Produkte abbildet, lässt sich auch dafür verwenden, mehr über die Verteilung der Emissionen auf unterschiedliche Haushalte zu erfahren. Dabei lassen sich erste Schlüsse auf die Verteilung der CO2-Emissionen unterschiedlicher Einkommensgruppen ziehen. Es zeigt sich, dass einkommensstärkere Haushalte aufgrund ihres gesteigerten Konsums mehr CO2-Emissionen verursachen als einkommensschwächere Haushalte. Insbesondere in den Bereichen Wohnen, Mobilität und lang- sowie kurzlebige Konsumgüter lassen sich starke Zuwächse an Emissionen ausmachen. Die obersten zehn Prozent der einkommensstärksten Haushalte emittieren mehr als das Dreifache in diesen Bereichen im Vergleich zum untersten Zehntel. Darüber hinaus nimmt in den oberen Einkommensschichten auch der Konsum von Dienstleistungen stark zu. Dieser Konsum ist zumeist vergleichsweise CO2-arm.
Auf den ersten Blick sind damit die politischen Forderungen ganz eindeutig: hohe Einkommen sind nicht nur ungerecht, sondern auch aus einer Umweltperspektive wesentlich stärker zu besteuern. Allerdings zeigt sich, dass auch einkommensschwächere Haushalte ein relevantes Ausmaß an CO2-Emissionen ausstoßen. Dies kommt zustande, da auch Basisgüter des alltäglichen Bedarfs sehr CO2-intensiv sind – wie zum Beispiel das Heizen mit fossilen Energieträgern oder der tägliche Weg zur Arbeit mit dem Auto. Es ist dieses Faktum, das Ian Gough das sozialpolitische Dilemma nennt, da klassische umweltpolitische Maßnahmen wie höhere Steuern auf Energie regressiv sind. Entsprechend bedarf es nicht nur höherer Steuern für umweltschädlichere Produkte und Dienstleistungen, sondern auch einer tiefgreifenden Transformation existierender Produktionsstrukturen.