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Industrie & Umwelt

Interview: Industrie und Umweltschutz

Viel ist die Rede von „Green Growth“ und „Green Economy“ als Entwicklungsmodell der Zukunft. Sehen Sie darin einen Ausweg aus den immer offensichtlicheren ökologischen Krisen?

Brand: Bei allen sinnvollen Veränderungen im Einzelnen reicht das nicht. Man tut so, als wenn mit einigen politischen Anreizen die Investitionen, Produktion und Arbeitsplätze „grün“ werden würden. Das Problem ist doch die Profitlogik, die immer weiter auf Expansion setzt. Wir benötigen einen tiefgreifenden sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaftsstrukturen. Zudem: In den grünen Branchen ist die Interessenvertretung tendenziell schwächer. Menschen ohne Gestaltungsmöglichkeiten und unter Dauerdruck, mit Angst und in Prekarität werden nicht mitmachen beim Umbau.

Welche Bedeutung hat die produzierende Industrie in zukünftigen Wirtschaftsmodellen?

Brand: Weiterhin sollen gesellschaftlich sinnvolle und ökologisch nachhaltige Produkte hergestellt werden. Die Beschäftigten sollen dabei gute Arbeitsbedingungen haben und mitgestalten können. Die Herausforderung besteht darin zu ermitteln, wie wir zu guten Produktionsprozessen und Produkten kommen, die sozial und ökologisch verträglich sind. Dafür benötigen wir wahrscheinlich mehr gesellschaftliche Bedarfsermittlung und Planung, inklusive verstärkter Planung der Investitionen. Der kapitalistische Markt ist ja blind dagegen. Damit meine ich nicht, dass den Menschen vorgeschrieben wird, wie sie leben sollen. Vorstellungen eines guten Lebens unter Bedingungen ökologischer Grenzen müssen wir gemeinsam entwickeln. Dabei wird es auch zu Konflikten kommen; aber ich setze gerade bei den Beschäftigten und ihren Interessenvertretungen auf Lernprozesse und Einsicht.

Welche Rolle kommt bei diesen Veränderungen den Gewerkschaften zu?

Brand: Gewerkschaften können noch stärker das gesellschaftliche Interesse im Blick haben als die Betriebsräte. Natürlich müssen auch sie „ihre“ Betriebe und Branchen verteidigen und Rechte ausbauen. Doch sie sollten das gesamtgesellschaftliche Interesse im Blick haben: Die ökologische Krise muss bearbeitet werden, wir können nicht immer weiter beschleunigen, es geht nicht, dass die Vermögenden immer reicher werden. Initiativen wie Arbeitszeitverkürzung, stärkere ökologische Standards, eventuell die geplante und nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragene Konversion bestimmter Industrien, die Stärkung des öffentlichen Sektors, damit ein gutes Leben nicht nur vom Geldbörsel abhängt – das sollten die Gewerkschaften aufgreifen. Und tun es glücklicherweise ja zunehmend.