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Knapper Boden

Flächenverbrauch im ländlichen Raum

Was bedeutet Flächenverbrauch für einen Raumplaner?

Emrich: Der Begriff Flächenverbrauch ist etwas irreführend, da die Flächen ja nicht tatsächlich „verbraucht“, also verschwunden sind, sondern eigentlich nur anders als ursprünglich genutzt werden. Diese „Umnutzung“ erfolgt zumeist gemäß den gängigen gesellschaftlichen Werten. So ist es z.B. relativ akzeptiert, dass der Landwirtschaft Flächen entzogen werden, um Siedlungen oder Straßen zu bauen. Intakte naturbelassene Flächen umzunutzen bzw. zu „verbrauchen“ findet weit weniger Akzeptanz. Grundsätzlich verbindet man aber mit dem Flächenverbrauch eine Reduktion der Biodiversität und/oder eine gänzliche oder teilweise Versiegelung.

Welche Art von Flächenverbrauch ist am schädlichsten?

Emrich: Das sind die nach wie vor stark wachsenden Gebiete für freistehende Einfamilienhäuser  – also die Realisierung des „kleinen Schlosses für jedermann“. Einerseits sind die Grundstücke vergleichsweise groß, andererseits zeigt die Erfahrung, dass in diesen Gebieten mindestens ein Drittel der Grundstücke unbebaut bleiben. Darüber hinaus wohnen in diesen Siedlungen die Menschen so locker, dass man ihnen keinen wirtschaftlich sinnvollen öffentlichen Verkehr anbieten kann. Daher verursachen Siedlungen mit freistehenden Einfamilienhäusern immer mehr Autoverkehr. Dieser Autoverkehr braucht wiederum neue und immer breitere Straßen.

Gibt es nicht schon ausreichend Flächen für Straßen?

Emrich: Grundsätzlich ja, aber – es wird nach wie vor gebaut:  Beispielsweise werden „alte“ Umfahrungsstraßen oft von den wachsenden Siedlungen „eingeholt“, können ihrer Funktion nicht mehr nachkommen und werden dann wieder ein Stück nach außen verlegt. Da könnte eine schlaue Raumplanung viel Positives beitragen. Oft wird auch der Bau von Autobahnen und Schnellstraßen damit begründet, dass Siedlungsgebiete vom Autoverkehr entlastet werden. Es gibt aber damit nicht weniger Autos, sondern es wird attraktiver mit dem Auto zu fahren, was wieder deren Zahl zunehmen lässt. Dann sind wieder mehr Straßen erforderlich.

Lässt sich der Flächenverbrauch reduzieren?

Emrich: Dazu gäbe es folgende Vorschläge: Die Flächen, die beansprucht werden, möglichst klein halten. Bei tatsächlich beanspruchten Flächen auf eine hohe Mehrfachnutzbarkeit achten. Den Versiegelungsgrad gering, dafür die Biodiversität hoch halten. Bereits wirklich verbrauchte Flächen, also z. B. Brachen, wieder in Wert setzen. Dazu braucht es allerdings neben engagierten PlanerInnen eine aufgeschlossene Bevölkerung und eine mutige Politik!